530 Europa unter Bonapartischcm Einfluß. die Verbündeten zu vermitteln versprach. Während Beauharnais, der allen Lockungen zum Abfall ehrenhaft widerstand und dem großen Imperator auch im Niedergange seines Sterns die Treue bewahrte, mit seinem kleinen fran zösisch-italienischen Heer der österreichischen Uebermacht unter General Bellegarde , b isÄi Vallegio am Mincio ruhmvollen Widerstand leistete, zog Murat zur Belage rung Anconas und der Engclsburg in Rom aus und ließ dann seine Truppen nach dem Po vorrücken, dessen rechtes Ufer der Vicekönig dem General Grenicr zur Vertheidigung überwiesen hatte. Aber König Joachim empfand bald mit innerem Schmerze das Unnatürliche seiner Lage; er führte den Krieg lau uud ohne Energie und kam mit sich selbst in Zwiespalt; er machte dem Vicekönig Mär,, insgeheim Theilungsvorschläge; der Friede seiner Seele war dahin und der Argwohn seiner Feinde wach. Die Engländer trauten ihm nicht und arbeiteten für den Bourbon'schen König. Seine Stellung wurde noch bedenklicher, als mit der Abdankung Napoleon's auch die Bonapartischen Clienteistaaten in Italien zusammenstürzten. Die Oesterreicher zogen in Venedig, in Mantua, in Mai- Apnl i8i4. land ein, nachdem die französischen Truppen unter Bcauharnais über die west lichen Alpenpässe in die Heimath zurückgekehrt waren. Das Gerücht, Kaiser Alexander wolle ein unabhängiges Königreich Italien unter Eugen gründen, wenn das Volk sich dafür ausspreche, führte Kundgebungen im Sinne der Re stauration wie in Paris herbei. In der Hauptstadt der Lombardei erhob sich eine particularistischc franzosenfeindliche Partei; auf Anregung von Geistlichen und malcontentcn Adeligen entstanden Volkstumulte, wobei der Finanzminister Priua, der Urheber des verhaßten Stempelpapiers, zuerst mißhandelt, dann ermordet ward. Darauf wurde eine provisorische Regierung eingesetzt, an ihrer i«.M»i. Spitze der österreichische General Bellegarde. Dieser machte durch ein Manifest bekannt, daß im Pariser Frieden der Po und der Tessin als die Grenzen Oester reichs bestimmt worden. Damit war die stolzeste Schöpfung Napoleon's auf gelöst und zugleich der Unabhängigkeitstraum der Lombardei zerstört, mit dem sich einige Patrioten, unter ihnen der Dichter Foscolv und Graf Confalonieri getragen. In Genua stellte Lord Bcntiuck die alte Republik unter Englands Schutze her, eine provisorische Ordnung, die wie uns bekannt keinen Bestand 20. M->i. haben sollte. König Victor Emanuel kehrte von Cagliari nach Turin zurück, von einer erbitterten Hofdienerschaft zur Rache entflammt für sein zwölfjähriges Martyrium. Im lombardisch-venetianischen Königreich wurden alle Einrich tungen der Napoleonischcn Zeit und alle nationalen Kundgebungen systemalisch unterdrückt und verfolgt. Die Lombarden sollten sich nur noch als Oestcrreichcr fühlen. Ebenso rasch entschied sich das Schicksal des mittleren Italiens: die Länder zwischen Po und Apennin wurden einstweilen von Oesterreich in Besitz genommen, um dann Gliedern der Habsburger Dynastie verliehen zu werden. Nach Toscana kehrte der ehemalige Großherzog Ferdinand zurück, nachdem die Neapolitaner das Land geräumt hatten. Der Kirchenstaat wurde sammt den