496 ^ Europa unter Bouaparlischem Einfluß. den Ausschlag in einer untergeordneten Veranlassung suchte. Marmont aber vermochte sich durch keine Schutzrede von dem Vorwurfe frei zu machen, daß er im Heer den ersten Anstoß zum Abfall gegeben und die Machtentäußcrung Na- poleon's zur Nothwendigkcit gemacht. ^ Es kain den stolzen Imperator schwer an, die ihm von Caulaincourt über- H«» Machte Forderung der verbündeten Monarchen anzunehmen. Er überlegte mit den wenigen Getreuen, die in Fontainebleau um ihn versammelt waren, ob cs noch einen andern Ausweg der Rettung gebe, ob ihm die Armee nach Italien folgen würde. Sie konnten ihm wenig Hoffnung geben. Die Fortsetzung des Kampfes war unter den obwaltenden Verhältnissen zur Unmöglichkeit geworden. Viele Generale und Offiziere hatten bereits der provisorischen Regierung ihren Beitritt erklärt. Und schon wandten selbst die Männer, die bisher seinem Herzen am nächsten gestanden, wie Berthier, Ney, Oudinot u. A., ihre Blicke der neuen '' 1Ä4" Sm'm zu. Da Unterzeichnete Napoleon die unbedingte Entsagungsakte, wie die Verbündeten sie verlangte», und schickte das Schriftstück durch Caulaincourt, Macdonald und Ney nach Paris. Sie sollten zugleich die Dotationen, Titel und Rangverhältniffe der kaiserlichen Familienglicder festsetzen. Einige Tage 11. «pW. nachher erfolgte der Abschluß und die Unterzeichnung durch die Verbündeten und die provisorische Regierung in Paris. Macdonald und Caulaincourt eilten mit der Urkunde nach Fontainebleau, um sie auch von Napoleon unterzeichnen zu lassen. Nach einem letzten schweren Kampf, der ihn sogar zu einem Sclbstver- giftungsversuch geführt haben soll, gab er seine Unterschrift. Nach dieser Ab dankungsurkunde erhielt Napoleon die Insel Elba zum Eigenthum mit einein jährlichen Einkommen von zwei Millionen Francs und der Vergünstigung, den Kaisertitel fortzuführen und vierhundert Mann seiner treuen Garde um sich zu haben. Der Kaiserin Marie Louise wurde das Herzogthum Parma mit dein Erbrecht für ihren Sohn ^Herzog von Reichstadt) verliehen. Die Kaiserin Jose phine und alle Glieder der Bonapartischen Familie bekamen reiche Dotationen und fürstliche Titel. Eugen Beauharnais wurde Herzog von Leuchtenberg und erhielt Eichstädt in Baiern. Seine Mutter Josephine hatte die Genugthuung, daß ihr die fremden Monarchen in Malmaison Beweise von Theilnahme und Ehrerbietung darbrachten. Aber sie überlebte die Katastrophe ihres ehemaligen Gatten nur wenige Wochen. Sie starb am 29. Mai 1814. Mit der Thron entsagung Napolcon's ging der Krieg in allen Theilen des Reiches rasch zu Ende. Die Feldherren schlossen Stillstandsverträge und warteten die Befehle der neuen Regierung ab. Für den Kaiser selbst aber blieb noch ein schmerzlicher Schritt übrig, die Trennung von seinen Soldaten und von Frankreich. Am 20. April ließ er die Grenadiere seiner Garde im Schloßhos von Fontainebleau aufstellen und nahm mit gebrochenem Herzen unter dem Schluchzen der alten Helden rührenden Abschied. Dann fuhr er der Südküste zu, verfolgt von den Schmähungen, Verwünschungen und Drohreden desselben Volkes, das ihn im