IV. Umsturz und Neubau. 491 So wenig übrigens die Bourbons an Muth und Unternehmungsgeist den N°p°>»n»»» , ^ > rie B-mbonS verbannten Stuarts gleichkamcn, dennoch hat Napoleon nie eine geheime Furcht und Besorgniß vor ihren Nachstellungen und der Macht ihrer Vergangenheit zu überwinden vermocht. Der Blutakt gegen Evghien hatte in diesem Gefühle seine Quelle ; es ist uns erinnerlich, daß der Kaiser mit Ludwig über die Abtretung seiner Rechte gegen namhafte Vorthcile unterhandeln ließ; das Bestreben, die royalistische Vendee durch Fürsorge und Wohlthoten für die neue Ordnung zu gewinnen, die versöhnenden Schritte gegenüber der Kirche und Geistlichkeit, die Begünstigung der alten Adclsgeschlcchter bei dem kaiserlichen Hofstaat, die Schläge gegen die Bour- bon'schen Throne in Spanien und Italien, diese und andere Handlungen gingen vorzugsweise aus der Tendenz hervor, den Bourbon'schen Sympathien die Stützen in Frankreich zu entziehen. Es gelang Napoleon, durch den Glanz seiner Thaten und die Größe seiner Schöpfungen die Anhänger des alten Regime zu vermindern, den Glauben an die Rückkehr des früheren Herrscherhauses zu schwächen; wir wissen, daß dem „Usurpator" die Genugthuung zu Theil ward, Glieder der angesehensten Adelssamilicn des royalistischen Frankreich sich zu kai serlichen Hofdicnstcn und Staatsämtern drängen zu sehen. Die alte Aristokratie wandte sich mehr und mehr von den verarmten Bourbons ab und rechnete mit den realen Verhältnissen. Aber es waren keine starken Säulen, aus die sich das Kaiserhaus stützte, sie dienten mehr zur Pracht als zur Festigkeit. Der royali- stischc Adel von ehedem nahm die Wohllhaten des neuen Herrschers an, blieb aber den alten Gesinnungen und Traditionen getreu. Nur wenn es Napoleon gelang, den imperatorischen Staatsbau zu befestigen und ihn einem kaiserlichen Erben zu hinterlassen, konnte er auf eine gründliche Versöhnung der alten Adels geschlechter mit der Bonapartischen Dynastie zählen. Aber die neue Herrlichkeit war noch zu jung; die Träger der alten Namen und Erinnerungen standen noch mit ihren Ideen und Empfindungen in der Vergangenheit und der neue Dau phin, der König von Rom, war ein vierjähriger Knabe. So konnten denn rasch die alten Geister aus der schwachen Verhüllung Hervorbrechen und den rückkeh renden Bourbons den Boden bereiten. Man unterdrückte in den alten Aristo kratenfamilien die für den Nationalstolz so kränkende Empfindung, daß die Sprößlinge Heinrich's IV. und Ludwig's XIV. durch fremde Heere und Bajo nette zurückgeführt wurden; und in den mittleren Klassen, ja selbst in den oberen Schichten des Heeres war die Sehnsucht nach einem ruhigen friedlichen Dasein das vorherrschende Gefühl. Die thätige Kraft im Volke war erschöpft. Diese Gleichgültigkeit und Abstumpfung förderte die Sache der Bourbonen. ZuE-i. Irgend eine imponirende Kundgebung des Volkswillens hätte selbst noch nach mu^bn»-'» Chatillon dem Kaiser den französischen Thron erhalten können. Cs wurde schon bemerkt, wie langsam bei den Häuptern der Verbündeten die Idee einer Restau ration der Bourbons Wurzel faßte. Und wenn auch die Nothwendigkeit immer deutlicher hervortrat, daß man um der Ruhe Europas willen den Imperator