Volltext Seite (XML)
IV. Umsturz und Neubau. 487 Nangis und Montereau über Wittgenstein und den Kronprinzen von Wür- b,br. temberg zur Rückkehr nach Trohes. Diese Vorgänge wirkten nicht nur ermuthigend auf das französische Volk su-d-nr-°n. und Heer und weckten von Neuem den Glauben an Napoleon's Glücksstern; sie U-»!o«n. machten auch auf die Verbündeten, die aus einen raschen Siegeszug nach der Hauptstadt gerechnet hatten, solchen Eindruck, daß es bei den neuen Friedens unterhandlungen, die in Chatillon eröffnet worden waren, dem Kaiser nichts«"", schwer gefallen wäre, sich im Besitz des französischen Thrones zu erhalten, wenn er auf die übrigen mit Frankreich verbundenen oder von seinen Verwandten beherrschten Länder verzichtet hätte. Die allgemeine Furcht vor einer Volkserhe bung in Frankreich, die Abneigung Alexanders gegen die Bourbonen, die er einst aus Kurland verwiesen, die Rücksichten der Oesterreicher für den Schwiegersohn ihres Kaisers, legten ein großes Gewicht in die Wagschale der Friedenspartei. Selbst in der preußischen Diplomatie hörte man warnende Stimmen, daß man das Schicksal nicht herausfordern, die Götter nicht versuchen solle. In der Um gebung des Oberfeldherrn redete man einem Waffenstillstand, ja einem Rückzug nach Langres oder selbst nach dem Rhein das Wort. Sogar der englische Mi nister Eastlereagh, der sich im Hauptquartier der Verbündeten eingefunden, schien nicht abgeneigt, sich unter solchen Bedingungen noch einmal „mit dem Unver träglichen zu vertragen". Aber die mit jeder günstigen Wendung gesteigerten Forderungen Napoleon's. die beschränkten Vollmachten seines Diplomaten Cau- laincourt und seine eigenen zweideutigen und unbestimmten Erklärungen im Geiste der bekannten diplomatischen Trugkünste, verzögerten den Abschluß eines definitiven Abkommens. Die Verbündeten verlangten Herstellung der Grenzen von 1792, Napoleon bestand auf einer Ausdehnung bis zum Rhein, bis zu den „natürlichen Grenzen". Er glaubte es der Nation schuldig zu sein, Frankreich nicht kleiner aus den Händen der alliirten Mächte zurückzunehmen, als er es im Jahr 1799 empfangen. Der Versuch des Imperators, eine Spaltung unter den Gegner» zu erzeugen, indem er in einem eigenhändigen Schreiben den Kaiser Franz zum Aufgeben eines Kampfes zu bewegen suchte, der gegen das Interesse ri.s-l>i. des österreichischen Hauses und Reiches sei, hatte keinen Erfolg. Metternich hatte schon früher an Caulaincourt geschrieben: „Wenn eine beklagenswerthe Verblen dung Ihren Herrn taub machen sollte gegen den einmüthigen Wunsch seines,Volkes und Europa's, so wird der Kaiser von Oesterreich zwar das Schicksal seiner Tochter beklagen, aber darum den Zug seiner Armeen nicht aufhaltcn". Jetzt erneuerten die Verbündeten in dem Vertrag von CHaumont den Beschluß, nur einen i.Mäq. gemeinschaftlichen Frieden einzugehen und zu dem Zweck bis zu Ende des Krieges ihre Heere kampfbereit zu halten. Dadurch wurden die Vorschläge der Friedens partei vereitelt und die Abmachungen so lange hinausgezogen, bis Blücher, Na poleons unversöhnlichster Feind, sich von den unglücklichen Treffen wieder erholt, durch Herbeiziehung der Nordarmee unter Bülow und Winzingerode seine Streit- 4. Mi-,.