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486 Europa unter Bonapartischem Einfluß. Mißtrauen der Verbündeten immer mehr zu. Im deutschen Heere hatte man ja schon seit den Tagen von Großbeeren kein Vertrauen zu dem ehemaligen franzö sischen Marschall. In der Champagne trafen die Heere Blücher's und Schwar- zenberg's zusammen. So viele kostbare Zeit auch durch Bedenklichkeiten und Mei nungsverschiedenheiten im Lager der Verbündeten zu Langres vergeudet ward, ' so ließ doch der Anfang des Feldzugs einen baldigen glücklichen Ausgang er- r». Im. i8,«. warten. Das blutige und hartnäckige Treffen bei Brienne, das Blücher allein mit der preußisch - russischen Armee deni aus Paris herbeigeeilten französischen Kaiser lieferte, blieb zwar unfruchtbar und ohne Entscheidung. Als sich aber die Oesterreicher und die Truppen der ehemaligen Rheinbundsstaaten mit Blücher's Heer vereinigten, erfochten die Alliirten nicht weit von derselben Stelle bei dem ,-s-br. Dorfe La Roth irre drei Tage nachher einen Sieg, der, wenn auch die Ver luste auf beiden Seiten gleich waren, seine moralische Wirkung nicht verfehlte. Das französische Heer, an des Kaisers weiterem Glück verzweifelnd, verlor den Muth. Fürchterlich zugerichtet, den Strapazen und dem Hunger fast erliegend, setzte es stumm und düster den Marsch auf Trohes fort, wobei ein großer Theil der jungen Soldaten die Fahne verließ und in die Heimath eilte. Aber die zö gernde Kriegführung der Sieger ließ dem Kaiser Zeit, sich aufzuraffen und neue Kräfte zu sammeln. Die Ermahnungen des preußischen Feldmarschalls, daß man eilen sollte, den Feind „in seinem Nest" aufzusuchen, waren wirkungslos. ^ Und da die Schwierigkeit der Verpflegung mitten im Winter iin Feindesland eine abermalige Trennung der beiden Armeen nöthig inachte, indem Schwarzen berg an der Seine, Blücher längs der Marne auf die Hauptstadt losging, so gelang es dem französischen Kaiser, dessen Feldherrntalent jetzt wieder in vollem Glanze strahlte, durch Kriegsthaten im alten großen Geiste den gebeugten Muth der Franzosen wieder aufzurichten. Er läßt mit unerhörter Kühnheit nur eine kleine Truppenzahl zur Beschäftigung des Schwarzenberg'schen Heeres zurück; mit der übrigen Streitmacht wirft er sich rasch auf Blücher's schlesische Armee, die bisher allenthalben so siegreich gestritten hatte, und erringt durch sein stra tegisches Genie Erfolge, die an die italienischen Feldzüge seiner Jugendzeit erin nerten. Nach dem hitzigen Reitertreffen zwischen Vork und Macdonald bei z.r-b,. La Chaussee, unweit Chalons, stürmt Napoleon mit Heftigkeit wider die in einzelnen Abthcilungen auf durchgeweichtcn fast ungangbaren Wegen gen Paris losrückenden preußisch-russischen Armeecorps unter den Generalen Jork und Sacken, schlägt sie, wie einst das österreichische Donauhecr im Jahr 1809, ^ getrennt und überrascht, innerhalb fünf Tagen in fünf glücklichen Treffen ,v-ld.seb-. bei Champaubert, Montmirail, Chateau - Thierry und Bau ch a mp s, und zwingt sie zum Rückzug. Nach diesen Erfolgen, die dem besten Theil der feindlichen Heeresmassen einen Verlust von 15,000 Mann und 50 Ge schützen brachten, wendet sich der kaiserliche Feldherr niit Blitzesschnelle gegen die Hauptarmee unter Schwarzenberg und nöthigt auch diese durch die Siege von