IV. Umsturz und Neubau. 483 zu entwickeln und über die innere Verwaltung durch die Landesautoritäten Auf sicht zu halten". Aber die Wirksamkeit der neuen Centralbchörde wurde mehr und mehr eingeengt; sie erstreckte sich nur über Sachsen, wo der russische Fürst Repnin zum Generalgouverneur eingesetzt wurde, und einige herrenlose Länder Westdeutschlands; die zurückgekehrten Fürsten Norddeutschlands ebenso wie die ehemaligen Rheinbundsstaaten setzten der Ccntralverwaltung alle möglichen Schwierigkeiten und Hindernisse in den Weg; unter dem allseitigen Übeln Willen konnte sie Nur zum kleinsten Theil erreichen, was sie erstrebte; auch ihr nächster Zweck, die Organisation der militärischen Hülfsmittel, ging nur langsam und unvollständig von Statten. Selbst im Lazarethwesen, dessen Beaufsichtigung der Centralverwaltung ebenfalls unterstellt war, zeigte sich die Abneigung gegen jeden Eingriff in den Partikularismus in unwürdigen und empörenden Vor gängen. Es gehörte die ganze Energie, die unermüdliche Thätigkeit und das hohe Ansehen Stein's dazu, wenn trotz aller dieser Schwierigkeiten die Central verwaltung doch noch so namhafte Leistungen, wie die Aufstellung von 160,000 Mann binnen sechs Wochen aufzuweisen hatte. 11. Der Krieg in Frankreich. Einzug der Verbündeten in Paris. Im großen Hauptquartier zu Frankfurt hielten die verbündeten Monarchen D-s Haup« mit ihren Staatsmännern und Feldherrn Rath, ob man die Hand zum Frieden F-°nkfmi" reichen oder über den deutschen „Grenzstrom" setzen und den Krieg bis zur völligen Vernichtung des Gegners fortführen solle. Noch immer regten sich viele klein- müthige und besorgte Stimmen. Die Fortsetzung des Kriegs bis zur Entthro nung des Usurpators und zur völligen Befreiung Deutschlands auch links vom Rhein war ein Gedanke, der selbst damals noch von den Kühnsten nur gehegt wurde. Am kriegslustigsten war die Stimmung im preußischen Heere, insbeson dere Blücher und Gneisenau drangen mit aller Entschiedenheit darauf, dem Feind unmittelbar auf den Fersen zu folgen und in Paris Frieden zu schließen, ehe er Zeit gewonnen, neue Kräfte zu sammeln. Allein im Rath der Monarchen überwog noch einmal die Stimmung der Aengstlichkeit und Unschlüssigkeit; die Furcht vor Napoleon's Namen und den Hülfsquellen Frankreichs war noch immer nicht ganz erloschen; das französische Reich, das seit zwei Jahrzehnten die Welt in Schrecken gehalten, auf seinem eigenen Boden anzugrcifen, schien * noch immer ein zu verwegener Plan; man schätzte noch immer die Widerstands kraft des Gegners zu hoch und verkannte die gährende Stimmung der Franzosen selbst. Der Einfluß der österreichischen Politik setzte es bei den schwankenden unentschlossenen Monarchen und Staatsmännern der coalirten Mächte noch ein mal durch, dem geschlagenen Gegner eine goldene Brücke zu bauen. Die Friedenspartei unter Metternich, die in der Mainstadt das Uebergewicht AUA erlangte, bediente sich eines ins Hauptquartier gebrachten französischen Diplomaten,