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IV. Umsturz und Neubau. 481 landes sei. So entließ der despotische König Friedrich von Würtemberg noch nach seinem Uebertritt zu den Verbündeten diejenigen Offiziere ungnädig seines Dienstes, welche mit dein General Normann bei Leipzig die französischen Schlachtrcihen verlassen, und sprach noch im Februar 1814 in einem von den Kosaken aufgefangenen Briefe Napoleon die Hoffnung aus. bald unter seine glücklichen Fahnen zurückzukehren. Auf die Kunde von der Niederlage Wrede's bei Hanau noch hatte dieses Muster eines Rheinbundssouveräns wilde Freuden feste gefeiert. Von Seiten der Verbündeten wurden von Anfang an diese wider strebenden. eifersüchtigen und spröden Herrschaften mit einer Schonung behan delt, die bereits erkennen ließ, wie wenig die künftige Verfassung Deutschlands den nationalen Anforderungen und der patriotischen Erregung. unter der die Befreiung vollzogen worden, entsprechen würde. Statt den kleinen Herren, die unter den Fälligen der Napoleonischen Macht groß geworden, ihre Sünden an Deutschland anzurcchnen und sie mit Ernst in den Rahmen einer Verfassung zu zwingen, wie sie Stein und andere Patrioten im Auge hatten, kam man allen diesen Rheinbundsfürsten, deren militärische Hülfe doch jetzt gar nicht mehr ins Gewicht fiel, mit einer ganz ungerechtfertigten Schonung ihrer Ansprüche und Interessen entgegen. Die Metternich'schc Politik und russische Protection drängten sich immer mehr in den Vordergrund bei der Gestaltung der deutschen Dinge. In den Verträgen, die im Laufe des November Oesterreich Namens der Aunöstmg^k« Verbündeten mit Würtemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau, Koburg und den andern Rheinbundsglicdern abschloß, wurde diesen Fürsten, wie dem König N°»b,. isir. von Baiern zu Ried, für den Eintritt in die Koalition und militärische Hülfe- lcistung bis zur Beendigung des Kriegs die Souverünetät und die Aufrechthal- tnng ihres Territorialbesitzcs zugesichert; nur in ganz unbestimmten Ausdrücken wurden diese Fürsten verpflichtet, sich den Einrichtungen zu fügen, welche die zur Erhaltung der Unabhängigkeit Deutschlands einzuführende Ordnung der Dinge erfordern werde, und gegen Entschädigung einzelne etwa nothwendige Abtre tungen zuzugestehen. So wurden in kurzsichtiger und schwachmüthigcr Politik die Schöpfungen des Rheinbundes fast in ihrem vollen Umfang aufrecht erhalten. Nur die Napoleoniden und einzelne kleine, besonders schuldbeladene, neue Herr- schäften fielen als Sühnopfer. Der Großherzog von Frankfurt, Dalberg, das Haupt des Rheinbunds, zu dessen Nachfolger Eugen Beauharnais eingesetzt worden, entsagte seiner Würde und zog sich nach Konstanz, dann nach Regensburg zurück, wo er im Jahr 1817 starb; der Fürst von Isenburg, der im Ja'hr 1806 preußische Soldaten zu einer französischen Räuberbande verführt hatte, der Graf v. d. Lehen, der sich die Fürstenschaft durch Uebertritt zum französischen Bür gerrecht erworben, büßten ihre Souverünetät ein. Am 28. October besetzten die Russen Kassel, das König Jerome in eiliger Flucht verließ, während sich „die bisherigen Stützen und Zierden des Kasseler Hofes mit ihrer Schande in die entferntesten Winkel ihrer Schlösser und Landsitze verkrochen". Das Königreich W-brr, Wiltgeschichl«. XIV. 31