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IV. Umsturz und Neubau. 471 einem unzerreißbaren Ring von allen Seiten einzuschließen gewesen. Es war die Art Napoleons, Alles aus Einen Wurf zu setzen, und diesmal sollte er sein Glück verspielen. Wohl entfaltete noch einmal der gekrönte Sieger, dem der Schlachtengott so oft beigestanden, sein hohes Feldherrntalcnt; noch einmal strengten die alten ruhmreichen Marschällc, Ney, Murat, Victor, Oudinot, Mortier, Augereau, Macdonald, Marmont, der Pole Poniatowski ihre ganze Kraft und Kriegserfahrung an; noch einmal fochten um die stolzen kaiserlichen Adler die alten Truppen und die jungen Neulinge mit todcsumthiger Tapferkeit; es war umsonst, der Stern Napoleon's erblich auf den Ebenen Leipzigs und der Untergang der kaiserlichen Herrlichkeit war nicht mehr aufzuhalten. Napoleon hatte den Plan, sich mit seiner Hauptarmce auf das böhmische Heer zu werfen, indem er Blücher und die Nordarmee noch weit entfernt glaubte, Ae-tb-. und die fehlerhaften Anordnungen Schwarzenbergs, der sein Heer allzusehr cmsb-> einanderriß und den einen Theil fast nutzlos in den sumpfigen Winkel zwischen Elster und Pleiße hineinschob, kamen dem französischen Kaiser bei seinem Plan zu statten. Auf dem rechten Ufer der Pleiße, im Süden von Leipzig, um die Dörfer Mark-Kleebcrg. Wachau, Güldengossa, Liebertwolkwitz entspann sich der erste Act des blmigen Dramas. Gegen die Hauptarmee Napoleon's zog der größte Theil des böhmischen Heeres heran. die Preußen unter Kleist, die Russen unter Wittgenstein, Eugen von Würtemberg, Gortschakoff, die Oester reicher unter Klcnau, iusgcsammt unter dem Oberbefehl des Generals Barclay. Hier befanden sich auch die Monarchen von Preußen und Rußland. Um die genannten Dörfer entbrannte in früher Morgenstunde ein furchtbar erbitterter Kampf; mehrmals wurde» sie gestürmt und wieder verloren ; auf und ab wogte das Ringen mit immer verstärkter Heftigkeit ; einen Gcschützkampf von solcher Gewalt hatten selbst die ältesten Veteranen der großen Armee noch nicht erlebt. Am heißesten war der Kampf um das Dorf Wachau, nach dem die Schlacht den Namen führt. Unter Ungeheuern Verlusten wurde hier der heldenmüthige Prinz Eugen von Würtemberg von Napoleon selbst zurückgeworfen. Die Ver bündeten , die in vier Angriffssäulen vorgcgaugen, sahen sich um Mittag auf allen Punkten abgeschlagen. Ein anderer Theil des böhmischen Heeres unter dem Oberfeldherrn Schwarzenberg selbst hatte inzwischen versucht, den Uebcrgaug über die Pleiße bei Connewitz zu erzwingen und den rechten französischen Flügel im Rücken zu fassen. Allein in der sumpfigen Gegend und gegenüber den über legenen Stellungen des Feindes mißlang dieser fehlerhaft angelegte Plan. Erst weiter unterhalb, bei Dölitz, gelangte am Abend eine kleine österreichische Heer- abthcilung unter General Merveldt über den Fluß, aber nur um abgcschnitten und gefangen genommen zu werde». Der größte Theil der Oesterreicher unter Schwarzenberg zog um Mittag auf weiten Umwegen auf das Schlachtfeld von Wachau, kam aber später als es wünschenswerth gewesen wäre. Heldenmüthig halten inzwischen hier Kleist und Prinz Eugen der feindlichen Uebermacht Stand