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462 Europa unter Bonapartischem Einfluß. berechnet. Bei Bautzen wurde dem Vordringen Blücher's endlich Halt geboten, als Napoleon selbst sich dem schlesischen Heere entgegenwarf. Diese glänzenden Erfolge des unverzagten greisen Helden haben unermeßlich viel zur Belebung des Kriegsmuths unter den Verbündeten und damit zum glücklichen Ausgang des ganzen Kampfes beigetragcn. Von dem Dorfe Wahlstatt, das dem Schlacht feld an der Katzbach naheliegt und die Erinnerung an die alte Tatarenschlacht (VII, 382) bewahrte, erhielt Blücher später als Anerkennung seines Monarchen den Fürstentitel. Einen nicht minder günstigen Verlauf für die Verbündeten hatten die Er- h«»s. eignifse beim Nordheer. Zwar wurde, dem Trachenberger Kricgsplan entgegen, der Vormarsch gegen die Elbe und Sachsen nicht alsbald angetrete»; der unent schlossene und zurückhaltende Kronprinz von Schweden ließ sich vielmehr von dem Gegner zuerst angreifen, statt seine weitzerstreuten Truppen zusammenzu- ziehen und einen raschen Offensivstoß zu unternehmen. Allein fast wider Willen, jedenfalls ohne das Verdienst des Oberfeldherrn, nahmen auch hier die Dinge bald eine günstige Wendung. Marschall Oudinot, Herzog von Reggio, mit den Corps von Reynicr, Bertrand, Arrighi, zur Hälfte deutsche Rhcinbunds- truppen, etwa 70,000 Mann stark, war bestimmt, Berlin wieder zu erobern, den Sitz der patriotischen Erhebung zu züchtigen, das Nordheer zu zerstreuen, die Schweden nach Pommern zurückzuschlagen. Der tapfere Marschall rückte alsbald nach Ablauf des Waffenstillstands auf Berlin los. Allein schon der zähe Widerstand der preußischen Vortruppcn auf dem sumpfigen Terrain, das sich südlich von der Hauptstadt ausbreitet, die energische Gegenwehr kleiner Abthei- n.Aus. lungen in mehreren Gefechten, wie bei Wittstock, machte den Marschall be troffen. Doch gelangte der Feind bis auf wenige Stunden an die Hauptstadt heran, und wenn Bernadotte seinen Willen durchgesctzt hätte, wäre Berlin aus gegeben worden. Das aber brachte Bülow nicht übers Herz. Er beschloß mit seinen Preußen allein den Feind anzugreifen, der eine Schlacht an diesem Tage noch nicht erwartete und in getrennten Abtheilungen heranzog. Sck,«»t bu Bei G.roßbeeren kam es so zu einem entscheidenden Zusammenstoß. Li. Ä"-! Ein Gefecht zwischen Bertrand und Tauenzien leitete die Schlacht ein. Als dann das meist aus Sachsen bestehende Corps des Generals Reynicr aus dem Walde vor jenem Dorfe bei strömendem Regen hervorkam und noch keine Zeit gefunden sich zu entfalten, wurde es von den Preußen durch ein furchtbares Geschützfcuer in Verwirrung gebracht und dann im Sturm mit dem Bajonett angegriffen. Die Sachsen leisteten zwar an einzelnen Orten tapfern Widerstand, der General Sahr wurde schwer verwundet. Aber nach furchtbarem Handgemenge in dem brennenden Dorf mußten sie weichen, zumal als Borstell in der Flanke erschien. Die Division Durutte, sonst mit Ehren genannt, eilte in wilder Flucht in den Wald zurück. Der abendliche Kampf endete damit, daß das Reynier'schc Corps aus allen Stellungen getrieben und völlig zersprengt wurde; seine Verluste