460 ^ Europa unter Bonapartischem Einfluß. und wurde fast bis nach Sibirien in Gefangenschaft geführt. Sein Naine war so verhaßt, daß ihn auch der unerschrockene Muth, den er bewiesen, nicht vor Mißhandlungen schützen konnte. Wo er durchkam. mußte er Ausbrüche von Zorn und Hohn über sich ergehen lassen. Das bittere Spottlied Rückert's. welches anhebt: „General Vairdammc. welchen Gott verdamme", bezeichnet die Volksstimmung. Auch Napoleon erging sich in heftigen Vorwürfen gegen seinen General, und doch war der Kaiser selbst allein Schuld an der unglücklichen Schlacht in der böhmischen Thalschlucht, indem er dem vorgeschobenen Corps die nöthige Unterstützung entzog und eine Aufgabe übertrug, zu der dessen Kräfte unmöglich ausreichcn konnten. Der sonst so klare und.ruhige Feldherrnblick des Kaisers verkannte diesmal die entscheidende Wichtigkeit der Unternehmung, die Vaiidamme auszuführcn beauftragt war; statt dessen fesselte die zweite Erpedi- tion gegen Berlin, die wir gleich werden kennen lernen, die ganze Aufmerksamkeit Napolcon's. 7. Katzbach. Großbeeren. Dennewitz. Wartenburg. Di- Kri-gi. Die Unglücksposten, die in jenen Tagen von allen Seiten einliefen, mochten "-chlch-n" den französischen Kaiser wohl mit einer Ahnung seines Schicksals erfüllen. Denn noch ehe der Schlag bei Cnlm erfolgte, hatten sich auf den andern Kriegs schauplätzen Ereignisse vollzogen. welche den Eindruck der Dresdener Schlacht sehr abschwächten. Blücher brannte vor Begier an den Feind zu kommen; er wartete nicht einmal den Ablauf des Waffenstillstands ab. um in die zwischen den beiden Heeren liegende neutrale Zone vorzurücken, was ihm vom Gegner sehr zum Vorwurf gemacht worden, aber durch kleine Grenzverletzungen Seitens der Feinde entschuldigt war. Unter fortwährenden Gefechten, wie bei Sieben eichen. drängten die preußisch-russischen Corps die Franzosen, die unter den Oberbefehl des Marschalls Ney gestellt worden, bis über den Bober zurück. Das ungestüme Vorgehen Blüchers bewog, wie wir wissen. Napoleon selbst, von Dresden aus mit überlegenen Streitkräften nach Schlesien aufzubrechen. Die Ankunft des Kaisers äußerte auch sofort ihre Wirkung in einer energischeren Kriegführung der Franzosen; die Verbündeten sahen sich nach den blutigen Ge- 21. A.Auq. suchten bei Löwenberg, Plagwitz und Goldberg Mieder zum Rückzug bis hinter Inner genöthigt. Einer entscheidenden Schlacht gegen die Ucbermacht wichen sie weislich aus. wie cs der Trachcnberger Kriegsplan vorschrieb. Der Marsch des böhmischen Heeres gen Dresden rief aber den französischen Kaiser bald auf einen andern Kriegsschauplatz und Blücher erhielt Gelegenheit zu einem entscheidenden Schlage. Es war auch Zeit. Denn die erfolglosen Gefechte und aufreibenden Märsche hatten das Zutrauen des Heeres zu dem Oberfeldherrn bereits stark erschüttert. Langeron und Jork waren voll Mißmuths und üblen Willens ; nur in Sacken fand Blücher einen fähigen, energischen und bereitwilligen Corpsführer.