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IV. Umsturz und Neubau. 453 Unter den geschilderten Umständen hatten die Friedcnsverhandlungen, die D» an<d-n«. jetzt noch einmal auf einem Kongreß zu Prag auf Basis der österreichischen. ^ " — - . .... - , . I8IZ. Vorschläge zwischen den kriegführenden Mächten veranstaltet wurden, keine Aus- ^ sicht auf Erfolg. Keine der Mächte hatte aufrichtigen Willen oder auch nur noch Glauben an die Möglichkeit einer Verständigung. Der Kongreß war eine Thcaterculisse, hinter der die Vorbereitungen zum Krieg mit höchstem Ernst be trieben wurden. Die Gesandten der Verbündeten. Anstett für Rußland und Wilhelm von Humboldt für Preußen, hatten nur die Sorge, es könnte am Ende doch noch eine Verständigung zwischen Napoleon und Oesterreich gelingen, und der französische Kaiser hatte bei den ganzen Verhandlungen keinen andern Zweck, als den definitiven Beitritt Oesterreichs zur Allianz noch hinausznschieben. Seine Gesandten, Narbonne und Caulaincourt, blieben wochenlang ohne Vollmachten und Instructionen, und so kam man denn überhaupt, nachdem die Eröffnung des Kongresses von Tag zu Tag verschoben worden, über Vorfragen und Formalien gar nicht hinaus. Inzwischen aber wurde ein tiefgeheimer Vertrag zwischen Oester-3»« reich und England geschlossen, der nach Aufhebung der Napoleonischen Schöpfun gen in Italien dem habsburgisch-lothringischen Kaiserhause die herrschende Stel lung in der Halbinsel sicherte. Wenige Tage vor Ablauf des Waffenstillstands versuchte Napoleon noch einmal, immer in der Absicht, wenigstens im Anfang des Krieges das österreichische Schwert noch in der Scheide zu halten, eine gesonderte Verständigung mit Metternich; es scheint, daß er bis in die letzte Stunde an einen Krieg mit Oesterreich nicht ernstlich glaubte ; allein die neuen Vorschläge, wenn überhaupt ernst gemeint, kamen zu spät. Ein österreichisches Ultimatum betonte noch einmal die bekannten Bedingungen, und ehe die Antwort cinlief, kam die Mitternachtsstunde des Tages heran, au welchem der Waffenstillstand ablief. Der preußische und der russische Gesandte, die auf diesen Zeitpunkt mit Sehnsucht gewartet, erklärten ihre Vollmachten für erloschen und reisten aus Prag ab. Die Entscheidung war gefallen. Am t2. August erfolgte die öster reichische Kriegserklärung. Der Beitritt Oesterreichs zur Koalition, so erwünscht er in militärischer Hinsicht war, gab doch dem deutschen Krieg eine ganz andere und nicht glückliche Wendung. „Die Politik kleiner Auskünfte und diplomati schen Flickwerkes nahm nun auch im Rathe der Verbündeten ihren Platz ein. Sie brachte ihre indolente Scheu gegen große und durchgreifende Mittel, ihre Abneigung gegen eine gründliche Reform der deutschen Verhältnisse in den Kricgsrath und in die Diplomatie des großen Hauptquartiers mit". Es kam dadurch die national-patriotische Erhebung Deutschlands um ihren edelsten Cha rakter und ihre besten Früchte; der Volkskrieg wurde inehr und mehr ;n einem Krieg der Kabinette und der Lohn entsprach nur wenig den Hoffnungen der Vaterlandsfreundc. Das deutsche Verfassungsprogramm Oesterreichs, das sich mehr und mehr in den Vordergrund drängte, stand in einem sehr merklichen Gegensatz zu den preußischen Plänen der künftigen Gestaltung der deutschen