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434 Europa unter Bonapartischem Einfluß. Namen bei vielen Waffenthaten aufs ehrenvollste genannt wurde, drängte sich in edelster Begeisterung die Jugend der besseren Stände, meist Studenten; zu ihnen gehörten u. A. Theodor Körner, der durch seine Lieder und seinen Tod das Corps verherrlichte, der „Turnvater" Jahn, Karl Friedrich Friesen, eine ritter liche Heldengestalt, der im folgenden Jahr in Frankreich meuchlings von Bauern erschossen wurde. Kn-gseE. Die Begeisterung und Hingebung, die sich bei diesen kriegerischen Rüstungen 'Ausruf.allenthalben im Volke zeigte, ermuthigte die Regierung nunmehr zum letzten Mär, Schritt: der Kriegserklärung an Frankreich. Zugleich wandte sich der König, ein im absoluten Preußen unerhörter und die neue Zeit ankündigcnder Vorgang, uninittelbar an die Nation in eindringlichen, warmen und erhebenden Worten. i7.Mär,.Der berühmte „Aufruf an mein Volk", aus Breslau erlassen, von dem Staatsrath von Hippel verfaßt, hielt in einfachen ergreifenden Worten dem Volke vor Augen, aus welchen Ursachen und zu welchen Zwecken man in den Krieg zog. Es hieß darin: „Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Ihr wißt, was Ihr seit sieben Jahren geduldet habt, Ihr wißt, was Euer trauriges Loos ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, den großen Friedrich. Bleibet eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unab hängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten, der Russen, der Spanier und Portugiesen. Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden, denn unser Beginnen ist groß, und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Aber welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hin geben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unfern Wohlstand. Keinen andern Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang". Zn ähnlichen warmen und begeisternden Worten sprach der König in einem Aufruf: „An Mein Kriegsheer". Allgemeine Die grenzenlose Mißhandlung Preußens hatte in der Nation einen solchen ^digMll Groll gegen die fremde Zwingherrschaft erzeugt, daß des Königs Ruf an die wehrfähigen Männer eine unglaubliche Begeisterung, einen patriotischen Auf schwung, wie kaum jemals wieder in der Weltgeschichte, erzeugte. Es waren Tage der Erhebung, welche die Schmach und das Elend vieler Jahre vergessen ließen. „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los", sang der Dichter der Frei heitskriege. Es gab nur noch Einen Gedanken: das Vaterland ist in Gefahr. In Aller Herzen klang die Mahnung: „Es ist Ein Feind vor dem wir Alle zit tern, und Eine Freiheit macht uns Alle frei". Der Andrang zum Kriegsdienst und die allgemeine Opferfreudigkeit überstiegen alle Erwartungen. Von der Kraft, die einem freien tüchtigen Volke innewohnt, gewann man jetzt erst einen Begriff. Die Begeisterung ergriff alle Stände und Alter; wer nur die Waffen