418 Europa unter Bonapartischem Einfluß. wurde, als auch noch politische Parteisucht den Zwiespalt mehrte, die Ehe eine Quelle häßlicher Skandalsucht in den vornehmen Kreisen. Nap°>,«n Cs war im schönen Monat Mai des Jahres 1812, daß Napoleon mit ünr Wiina" seiner Gemahlin und einem zahlreichen prunkvollen Hofstaat in Dresden einzog, wo sich alle Fürsten des Rheinbundes so wie der Kaiser von Oesterreich und der König von Preußen einfanden, um dem Mächtigen, der jetzt halb Europa gegen Rußland unter die Waffen rief, ihre Huldigungen darzubringen. Schon von Mainz aus. wo die westdeutschen Vasallenfürsten den Oberherrn begrüßten, über Frankfurt, Würzburg, Bayreuth, glich die Reise einem großartigen Triumphzug mit Illuminationen, Feuerwerk und Festlichkeiten aller Art. Nach einem zwölf- i«-rs.iMa> tägigen Aufenthalt in der glänzenden Fürstenversammlung der sächsischen Haupt stadt, eilte Napoleon zu seinen gegen eine halbe Million starken, aus verschiedenen Nationen gemischten Heeren, die mit mehr als tausend Geschützen und zwanzig tausend Packwagen zwischen Weichsel und Niemen „gleich donnertragenden Gewitterwolken" an mehreren Lagerstätten aufgestellt waren. Der linke Flügel, größtentheils aus Preußen und Polen unter der Führung des Marschalls Macdonald bestehend und zur Eroberung Kurlands und Livlands bestimmt, berührte die Gestade der Ostsee; der rechte, den das von Schwarzenberg geführte österreichische Hülfsheer mit der französischen und sächsischen Truppen- abthcilung unter Reynier bildete, stand am unteren Bug der russischen Südarmee gegenüber; das Hauptheer, das Napoleon selbst befehligte und unter ihm die - >2.2un> geübtesten Feldherren aus seiner Schule, setzte im Juni über den Nicmen gegen die erste und zweite Wcstarmee der Russen und rückte in Wilna ein, der ehema ligen Hauptstadt Litthauens. Die Erscheinung der Franzosen weckte in den Polen das unterdrückte Nationalgefühl und die Hoffnung auf Wiederbelebung ihres Reiches in der alten Ausdehnung. Hatte doch Napoleon selbst in einer Ansprache an die Soldaten seinen Heereszug wider Rußland als „zweiten polnischen Krieg" bezeichnet und von Dresden aus einen eigenen Botschafter in der Person des Abbe de Pradt, Erzbischofs von Mecheln, nach Warschau geschickt, um die na tionale Begeisterung anzufachen. Am Tage seines Einzugs in Wilna sprach 2s.2»m.daher der Reichstag von Warschau die Wiederherstellung des König reichs Po len aus und beschloß die Bildung einer Generalconföderation. Mit Jubel und Begeisterung wurde Napoleon als Helfer und Retter von den unge stümen Slavcn begrüßt und es wäre ihm leicht gewesen, den kriegerischen Geist des Volkes zu einem Nationalkampfe wider Rußland zu entflammen. Aber Volksbewegungen waren nicht nach Napoleons Sinn; er untersagte die Erhe bung in Masse und schlug den Enthusiasmus der Polen bedeutend nieder, als er ihren Abgeordneten erklärte, aus Rücksicht für Oesterreich könne er nicht in die Wiederherstellung der alten Republik in ihrer ganzen Ausdehnung willigen. M°^'w und Dennoch stritten polnische Heere unter Poniatowski und andern Führern mit gewohnter Tapferkeit unter Napoleon's Adlern gegen den Erbfeind ihrer