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416 H.. Europa unter Bonapartischein Einfluß. doch die Festungen Silistria und Basardschick in russische Hände zu bringen, dem Juni isio. Türkcnheer vor Ruschtschuck eine Niederlage zu bereiten und dadurch in Konstantinopcl den Wunsch nach Frieden zu erzeugen. Um diese Zeit trübte sich der Freundschaftsbund mit Napoleon und ein neuer Krieg kam in Aussicht. Man beschloß daher einen Theil der Donauarmee nach dem innern Rußland zu ziehen und nur so viel Soldaten an dem Grcnzstrom zu lasten, als nöthig wären, um die gewonnenen Festungen zu be haupten. Kamenskp starb aus der Rückreise, von dem Kaiser und dem russischen Volke tief betrauert, vielleicht aber zu rechter Zeit für seinen Ruhm. Der Oberbefehl über die Donautruppen wurde in die Hände des alten Generals Kutusow gelegt, der den Krieg mit Umsicht und Erfolg während des Jahres 1811 fortsetzte. Nur aus Bertheidigung bedacht, ließ er sein Heer auf dem linken Ufer vortheilhafte Stellungen nehmen. Als L-Pibr. I8N. nun die Türken von Ruschtschuck aus die Donau überschritten und angriffsweise vor gingen, gelang cs dem russischen Feldhcrrn sic zu umstellen und durch Schanzwcrke ab- zuschncidcn, so daß, als eine zu ihrer Befreiung abgcschickte Hülfsarmce von Kutusow o. Octbr. auf der rechten Stromseite überrascht und geschlagen ward, den von allen Seiten ein- Dk-br. geschlossenen Türken nichts übrig blieb, als die Waffen zu strecken. Dieser Unfall des Osmanischen Heeres bestimmte die Pforte sich in Unterhandlungen init Rußland einzu lasten, die um so rascher zum Ziele führten, als die Engländer in Konstantinopel im Sinne des Friedens wirkten und die russische Regierung, um die ganze Kraft und Auf merksamkeit dem Krieg gegen Napoleon widmen zu können, von ihren früheren über triebenen Forderungen herabging. Man begnügte sich mit den Territorien im Osten W.M-ü >812. des Pruth, so daß im Frieden von Bukarest dieser Fluß als Grenze zwischen Ruß land und der Türkei festgesetzt ward. 2. Schweden. Wie der Frieden von Bukarest das russische Reich an der Donau sicherstcllte und dem Zaren erlaubte die dortigen Truppen zweckmäßiger zu verwenden, so war ihm das Bündniß mit Schweden von großem Dortheil im Nordwesten. Bernadottc entschloß sich ungern, die Sache seines neuen Vaterlandes von Frankreich zu trennen, und das schwedische Volk hatte den Verlust von Finnland durch die Rüsten noch nicht verschmerzt. Allein die Forderung Napoleon's, den Tarif von Trianon einzusühren und nicht nur den englischen, sondern sogar den neutralen Schiffen den Zugang zu den schwedischen Häfen zu verschließen, war unausführbar ; cs wäre für das Königreich der Wasa der Hungertod gewesen. Da geschah cs, daß französische Corsaren gegen alles Recht einige schwedische Fahrzeuge, unter dem Vorwände die Sperrgesetze verletzt zu haben, auf- brachten und für gute Prise erklärten. Der französische Gesandte Alguier, der die derben Manieren des ehemaligen Demagogen und Jacobincrs auch noch in seiner diplo matischen Laufbahn bcibchiclt, nahm sich gegen den Thronerben Bernadottc, mit dem er in Haß und Streit lebte, der Corsaren an und wurde von der französischen Regie rung unterstützt. Denn obwohl Napoleon recht gut wußte, daß die Corsaren den Einfluß des Generals Rapp in Danzig mißbraucht, um die Küsten zu berauben und Ungerechtigkeiten zu begehen, glaubte er doch die Ehre und Autorität Frankreichs erfordere es, daß man sie in Schutz nehme. Wir wissen, daß er dem Marschall Bcr- nadottc nie hold war; wie hätte er in seinem Stolze sich jetzt zu einer Nachgiebigkeit herablaffcn sollen! So wurde Stralsund in Schwedisch-Pommern von französischen Truppen besetzt. Dies führte Bernadottc bei Ausbruch des Krieges auf die Seite Ruß lands. Er schloß einen Bund mit dem Zaren und mit England. Dadurch sicherte er sich und seinen Nachkommen den Thron und erwarb dem Königreich den Besitz von Norwegen. Un Engi-md Es ist uns bekannt, daß König Georg III. von England wiederholte Anfälle von ^R?zcni' Geistesstörung gehabt. Sie waren aber immer wieder nach kurzerDauer vorübergcgangen.