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374 Europa unter Bouapartischem Einfluß. andererseits, ein Kampf, der die gesammte Nation in zwei Heerlager schied und neue Bürgerkriege entzündete. Während noch die letzte Entscheidung des großen peninsularischen Kriegs mit den Waffen gesucht ward, war die altspanischc Partei bemüht, die von den Volksvertretern in Cadix beschlossene Aufhebung des hei ligen Jnquisitionsamtes mit allen Mitteln zu verhindern und rückgängig zu machen. Die britische Regierung leistete Anfangs den Liberalen allen Vorschub; entsprach es doch den eigenen politischen Anschauungen, wenn in dem befreun deten Lande ein Rechtsstaat mit parlamentarischem Sclbstrcgiment, mit den Grundsätzen einer wen» auch noch so beschränkten Toleranz und Gewissensfreiheit, mit der Herrschaft des Gesetzes Wurzel schlug. Wellington selbst, obwohl mit dem demokratischen Charakter der Verfassung keineswegs einverstanden, legte der Ein führung und Verwirklichung derselben keine Schwierigkeiten in den Weg. Aber die schroffe Factionswuth, mit der die Liberalen und die Servil-Klerikalen einander bekämpften, der Haß und die Vecfolgungssucht, welche die altspanischen Parteien beider Farben gegen Alle, die auf Seiten des französischen Königs gestanden, an den Tag legten, die Zwietracht und das Mißtrauen zwischen Cortes und Regentschaft, diese und viele andere Erscheinungen überzeugten den britischen Feldherrn und die Staatsmänner an der Themse, daß auch nach der Abweisung jeder Fremd herrschaft die neue Constitution in Spanien keinen Frieden, keine gesetzliche Ord nung zu schaffen vermöge. Anstatt des radikalen Cortcssysteins, unter dessen Hülle der britische Feldherr den alten Despotismus lauern sah, wünschte er eine Staatsform, die ähnlich dem parlamentarischen Verfassungsstaate Großbritan niens den Interessen aller Stände Rechnung trüge, Adel und Klerus bei ihren Rechten erhielte, Regierung und Gesetzgebung in das richtige Verhältnis; setzte. Aber für eine billige Ausgleichung der Gegensätze besaß die in ihrem innersten Kerne zerstoßene und zerrissene spanische Nation in der leidenschaftlichen Erre gung jener Tage nicht die nöthige Einsicht und ruhige Besonnenheit. Die alt- spanische Partei strebte nach der Herstellung der früheren Zustände, lvie sie zur Zeit des monarchischen Absolutismus bestanden, die Liberalen beharrten auf der Durchführung ihrer Doctrincn mit der rücksichtslosen Folgerichtigkeit des fran zösischen Jacobinismus. ^abttmais'ü der Schlacht von Salamanca und der Besetzung der Hauptstadt durch Madrid. Wellington schien die französische Invasion im Herzen getroffen und die Be freiung der Halbinsel in nächster Aussicht zu stehen. Aber so rasch sollte der Kampf noch nicht zu Ende gehen. Jndcß Wellington in Madrid verweilte, fand General Clauzel, der Nachfolger des verwundeten Marmont im Hcerbefchl, die erforderliche Zeit, neue Verstärkungen an sich zu ziehen und über Burgos und Valladolid in Alt-Castilien einzurücken, und König Joseph, der in Valencia von Suchet achtungsvoll aufgenommen ward, traf Anstalten, mit den vereinigten Armeen des Ostens und Südens wieder angriffsweise vorzugehcn. Vergebens suchte Wellington sich der alten Stadt Burgos zu bemächtigen; die kleine