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III. Die Jahre der Napoleonischc» Weltherrschaft. 359 La Romana, der in der Executivgcwalt über militärische Dinge die entscheidende Stimme führte, bestand darauf, daß das spanische Heer unter dem Commando des jungen unerfahrenen, wenn auch tapfern Generals Arcizaga in die Ebene der Mancha vorrücke, um Madrid wieder zu gewinnen. Vergebens rieth Wel- lcsley, jetzt zum Danke für den Sieg von Talavcra zum Lord Wellington er hoben, sich nicht in eine Gegend zu wagen, welche der feindlichen Reiterei ein so günstiges Terrain biete, sondern sich auf Beschüßung der Pässe der Sierra Morena zu beschränken: die Herren in Sevilla meinten, aus dem englischen Fcldherrn spreche der Neid und die Eifersucht, weil er selbst versäumt habe nach der Schlacht von Talavcra auf die Hauptstadt loszugchen. Aber ihre Zuversicht und Selbstüberhebung sollte bitter getäuscht werden. Auf der weiten Hochebene von Ocana erfolgte ein Zusammentreffen, das mit einer gänzlichen Niederlage Arcizaga's endigte. Nach einem dreistündigen Kampf war das spa nische Jnsurgentcnhcer zersprengt und in wilde Flucht gejagt: 5000 Streiter lagen todt oder verwundet auf dem Schlachtfeld?, die Zahl der Gefangenen be trug mehr als 15,000, Geschütz, Bagage, Trainpfcrde und 32 Fahnen fielen in die Hände der Franzosen. Nun schien Spanien verloren: Die entmuthigtcn und geschwächten Truppen Arcizaga's waren außer Stande, den vorrückenden siegcsstolzen Feind, der von Verlangen brannte die Schmach von Bayle» aus zutilgen, von der Erstürmung der Gebirgspässe und vom Eindringen in Anda lusien zurückzuhalten; im Osten mußte die Stadt Gerona, die unter dem tapfern Führer Alvares de Castro trotz der mangelhaften Befestigung monatelang dem General St. Cyr mit gleichem Heldenmut!) wie früher Zaragossa dem Marschall Lannes widerstanden hatte, den Franzosen die Thore öffnen; Wellington brach von D«b-. > Badajoz nach Portugal auf und überließ Spanien seinem Schicksal. Zu Anfang des neuen Jahres überstieg KönigJoscph mit einer auserlesenen Armeevon 70,000 Mann unter den Marschällen Victor und Mortier und General Sebastian: die Sierra Morena und besetzte die User des Guadalquivir von Baeza bis Cordova. 2».2->n. isio. Die Central-Junta in Sevilla verlor allen Muth. In fluchtähnlicher Eile begab sich die Mehrheit der Mitglieder nach Isla de Leon, um unter dem Schutz der Festungswerke von Cadix und der englischen Flotte gesichert zu sein, sich mühsam vor den Drohungen und Nachstellungen der aufgeregte» Bevölkerung rettend, rr. J«». Nur eine kleine Zahl, unter ihnen Romana, Saavedra, Palafoz und Montijo, der eine Bruder, der andere Schwager des gefangenen Jnsurgentenführers von Zara gossa. hielten noch einige Zeit in der alten Maurenstadt aus und nahmen, unter stützt von der hauptstädtischen Volksmasse, die Autorität einer Ccntralregierung in Anspruch. Als aber Sebastian! ohne Schwertstreich in Granada einzog, König Joseph mit dem Heere Victor's von Cordova Besitz nahm, von der Bürgerschaft freudig begrüßt, da stoben auch die letzten Mitglieder der Junta von Sevilla nach allen Winden auseinander, so daß schon am 1. Februar Joseph „unter den Acclamationcn des ganzen Volkes", wie er dem Kaiser meldete, in die Haupt-