Volltext Seite (XML)
III. Die Jahre der Napoleo irischen Weltherrschaft. 349 der Völker vor dem gewaltigen Imperator und die Mißbilligung des Königs, der in einem Parolebefehl den preußischen Soldaten untersagte, sich an der „un glaublichen That" zu belheiligen, wirkten lähmend auf seine Unternehmung. Nach dem glücklichen Gefechte bei Da mg arten an der Recknitz, wo er sechshundert 24. M-anM. Mecklenburger zu Gefangenen machte, warf sich Schill mit seiner getreuen Schaar in das feste Stralsund, entschlossen, die Stadt zu einem zweiten Zaragossa zu machen oder sich darin so lange gegen den Feind zu behaupten, bis er seine Ein schiffung nach England bewerkstelligt hätte. Aber von General Graticn mit einem Belageruugshccr cingeschlossen, fiel er bei Erstürmung der Stadt nach demzi.Mai. hartnäckigsten Kampfe mit viele» seiner getreuen Waffenbrüder unter den Säbeln holländischer, oldciiburgischcr und dänischer Reiter. Von seinen zu Kriegsgefan genen gemachten Gefährten wurden die Offiziere, sämmtlich junge Männer unter dreißig Jahren, in Wesel und Braunschweig durch kriegsrichterliche» Spruch zum Tode vcrurthcilt und erschossen, die Gemeinen auf französische Galeeren gebracht. Nur eine kleine Schaar von 180 Reitern erzwang sich durch todcsmuthige Ent schlossenheit freien Abzug nach Preußen. Mit heroischer Kraft ertrugen die elf Offiziere in Wesel ihr tragisches Geschick. „Zwei und zwei an einander gefesselt, erwarteten sie stehend und mit unverbundenen Augen die feindlichen Kugeln; sie brachten ihrem König noch ein Hoch und commandirten dann Feuer! Im näch sten Augenblick lagen zehn am Boden; der elfte war nur am Arm verwundet; er riß die Weste auf und rief auf sein Herz deutend: „Hierher, Grenadiere!" Einen Moment später hatte auch er ausgclebt". Diejenigen von der „Bande Schill's", meldete der Moniteur, welche nicht erschossen worden sind, dreihun dertsechzig au der Zahl, wurde» nach dem Bagno von Toulon gebracht. „Der stattliche, lebcnsfrische Mann von sechsunddrcißig Jahren", schildert der Geschichtschreiber dieser Zeit (Häusser) den Major v. Schill, „in dem malerischen Hu- sarcnklcid, war nicht nur eine martialische, sondern zugleich eine liebenswürdige Erschei nung. Sein feuriges, schwarzes Auge, sein freundliches und wohlwollendes Wesen imponirtc und gewann zugleich. Sparsam und mäßig in seinen eigenen Bedürfnissen, großmüthig gegen den Bedürftigen, freigebig gegen seine Waffengesährtcn, von unüber troffener Bravour und einem frischen, feurigen Wesen, auch mit einer natürlichen Gabe populärer Beredsamkeit ausgcstattct, war er ganz dazu geschaffen, ein Liebling des Volkes zu werden. Wohl kiel Manchem eine krampfhafte Unruhe in seinem Wesen, ein Abspringen von Einem aufs Andere und neben der Neigung zu kecken Husarenstreichen ein gewiffer Starrsinn auf, den er besonnenem Rath entgegensetzte; solche Züge erin nerten wohl an seine ungarische Abstammung. Freilich sind auch diese Schattenseiten von der schmeichelnden Bewunderung der Zeit in Vorzüge umgcschaffcn und dadurch der tapfere Mann an sich selber und an dem Maße seines Könnens irre geworden". — »Die Fehler und Schwächen des Schill'schen Zuges erblaßten neben dem Glanze tapferer, todesmuthiger Hingebung,- wovon die Ucbcrwundcnen ein erhebendes Beispiel gegeben. Dieser Heldenmut!) blieb in dem Gedächtnisse der Mitlebcnden so frisch, wie die grollende Erinnerung an die blutige Rache des Siegers". Selbst ein französischer Historiker gibt dem kühnen Manne ein rühmliches Zcugniß. „Schill fiel mit jener Schmach bedeckt, welche die Nachwelt in hohen reinen Ruhm verwandelt, im Besitze der unsterblichen