Volltext Seite (XML)
III. Die Jahre der Napoleonischen Weltherrschaft. 347 Hofburg aus das Land nach altem Herkommen, ohne die Einfachheit der Sitten und das ehrenfeste Wesen im mindesten zu ändern. Kaiser Franz selbst beschenkte ihn mit einer goldenen Kette und schien ihn dadurch in seiner Wurde zu bestä tige». Aber der Traum der Unabhängigkeit war von kurzer Dauer. Als nach dem Abschluß des Wiener Friedens die Feinde in verstärkter Truppcnzahl von drei Seiten in das unglückliche Land eindrangen, den Tod der Waffenbrüder und Bundesgenossen durch Sengen und Brennen, durch Mord und wilde Kriegs- gräucl rächend, da wurde endlich der Widerstand des tapfer» hingeopfcrtcn Volkes gebrochen. Das dreimal eroberte und befreite Innsbruck fiel wieder in die Gewalt der Baiern; Speckbacher und andere Führer suchten ihr Heil in der o-nb» im». Flucht, aber Hofer, der nach verheißener Amnestie anfangs die Waffen nicdcr- gclegt, dann, durch falsche Rathgeber und unbesonnene Hitzköpfe verführt, wieder 12. N»»br. zum Kriege aufgefordcrt hatte, wurde von einem Bauer aus dem Passeyrthal wegen des versprochenen Preises vcrrathen, in einer Sennhütte, wo er sich zwei Monate lang mit seiner Familie versteckt gehalten hatte, ergriffen und an deii27.Jan. >8w. Vicckönig von Italien abgelicfert. Engen ließ ihn »ach der Festung Mantua bringen. Dort wurde Hofer in Folge eines ausdrücklichen Befehls aus Paris von einem Kriegsgericht zum Tode verurtheilt, und da er weder seine Rene aus- sprcchen noch um Gnade bitten wollte, erschossen. „Ade, schnöde Welt", schrieb 2a. F-br. er wenige Stunden vor seinem Tod; „so leicht kommt mir das Sterben vor, daß mir nicht einmal die Augen naß werden". Er starb mit dem Muthe eines Helden und Märtyrers, hochgeehrt von seinem Volke. Tirol wurde in drei Theile ge- theilt, wovon der eine an das Königreich Italien, der andere an Jllyrien kam, der dritte bei Baiern verblieb. So wurde das tapfere Bergvolk geopfert und mit gebundenen Händen dem dreimal überwundenen Gegner prcisgegeben. Auch Peter Mayr wurde in Bozen durch kricgsrichterlichcn Spruch zum Tode verurtheilt und erschossen. Haspinger dagegen rettete sich im Mönchsgewand nach der Schweiz und von da nach Oesterreich. Auch der riescnstarkc Spcckbacher entkam unter tausend Gefahren und Abenteuern, nachdem er in einer Glctschcrhvhle durch eine Lawine nm Bein verwundet worden und bis zu seiner Heilung wochenlang sich in einem Stalle verborgen gehalten, durch den eigenen Muth und den Beistand treuer Freunde nach Wien, wo man ihn unterstützte. Hofer s Gebeine wurden im I. 1823 durch die Pietät einiger Landsleute aus der Gruft in Mantua ausgegraben und nach Innsbruck gebracht, wo sie an der Seite von Kaiser Mazimilian's Mausoleum bestattet sind. a. Die Bewegung in Norddeutschland. So tollkühn und unbedacht die Versuche waren, die im Jahr 1809 in ver-D« r»g-,>t. schiedenen Gegenden Norddeutschlands zur Abschüttelung des fremden Joches Auman» in" gemacht wurden, so waren sie doch als Beweise der tiefen Gährung, die überall'' herrschte, und der Sehnsucht nach Erlösung von Bedeutung. Diese Stimmung wurde genährt durch den um jene Zeit besonders wirksamen Tugendbund, dem