346 Europa unter Bonapartischem Einfluß. hinderte das Vorrückcu der Feinde. Umsonst unternahm der baierische General ^',N'Deroy, der an Wrede's Stelle trat, einen heftigen Angriff; die Bauern und Jäger, vor deren Reihen der unerschrockene Kapuziner Joachim Haspinger mit dem Crucifix einherschritt, leisteten, in Verbindung mit einigen österreichischen Truppen so tapfer» Widerstand, daß die Baiern nach großen Verlusten den Rückzug antrctcu mußten und in der folgenden Nacht Innsbruck zum zweiten mal räumten. Um dieselbe Zeit, als die Tiroler nach dem Sieg am Jselberg von Neuem in die Hauptstadt einzogen, drängten auch die Bauern und Schützen in Vorarlberg die französisch-würtembergischen Truppen zurück und besetzten Bregenz. In dem Advokaten Anton Schneider fand der Vorarlberger Volks- stamm einen unerschrockenen und umsichtigen Führer. Glückliche Streifzüge nach Konstanz, Lindau und über die baierische Grenze erhöhten den Muth und das Selbstvertrauen der Tiroler und weckten allenthalben die österreichischen und deutschen Sympathien. Ucbcr diese» Erfolgen vergaß man den fluchtähnlichcu Abzug des rath- und muthlosen Chastcler aus dem unheimlichen Lande des Aufruhrs und freute sich der erneuerten Zusicherung des Kaisers, „daß er in keinen Frieden willigen werde, der das treue Land Tirol von dem Körper des österreichischen .Kaiserstaates losrcißen würde". wÄ-n'und Diese Zuversicht sollte jedoch schrecklich getäuscht werden. Wie ein Blitz- g-thriii. strahl aus heiterer Luft traf die Nachricht von dem Waffenstillstand von Znaim in das Tiroler Gebirgsland und erzeugte, da sie bald geglaubt, bald bezweifelt und geleugnet ward. Entmuthigung und Nnschlüssigkeit unter de» Insurgenten. Die Oesterreicher zogen ab und räumten das Land den Franzosen und Baiern. deren rachesprühcndc Proklamationen bald durch Thaten des Schreckens und wilder Grausamkeit ihre Bestätigung fanden. Verzweiflungsvoll griff das getäuschte Volk zum drittenmal zu den Waffen. Unter der Leitung von Hofer. Spcckbacher, ,. Aug. i8»9. Mayr und Haspinger besetzten die Aufständischen eine Anhöhe bei Brixen und vernichteten die von Innsbruck durch die Thalschlucht anrückcnden Feinde mittelst herabgestürzter Baumstämme und Felsblöcke oder durch die sicher treffenden Ku geln der Schützen. Das Jammergeschrei der Verstümmelten und Sterbenden und der Hülferuf der in die brausende Eisack Geschleuderten wirkten so betäubend auf die Ucbcrlebenden, daß sie sämmtlich. größtenteils sächsische Rheinbnnds- trnppen, die Waffen streckten. Noch jetzt heißt die Thalschlucht im Mund des Volks die „Sachscnklemme". Achnlich erging cs einer baierische» Hccrabtheilung 9. Aug. an der Pontlatzcr Brücke in einer Felsenschlucht des Inn. wo die Weiber durch Herabwälzen von Stcinmassen und Holzstämmcn die Schützen unterstützten, und an anderen Orten. In einen Soldatcnmantcl gehüllt, kehrte Lefebvre mit seinen 14. Aug. zersprengten Truppen nach Innsbruck zurück, in seinen stolzen Siegeshoffnungcn bedeutend herabgestimmt, und verließ dann das „verwünschte Land" mit Grauen, is. Aug. Am Napoleonstag zog der Sandwirth von Paffeyr zum drittenmal in Inns bruck ein und regierte als kaiserlicher „Obercommandant in Tirol" von der