III. Die Jahre der Napoleoiiischcn Weltherrschaft. 343 Gier loszustürzen, ohne durch irgend eine Nebenerscheinung von seinem festen Ziele abgelenkt zu werden. Diese Eigenthümlichkeit trat in dem gegenwärtigen Kriege besonders klar hervor. Neben der Hauptaction im Donaugcbiet und auf dem Marchfelde ging noch eine Reihe von Handlungen voll großartiger Tragik einher, die dazu beitrugen, den erschütternden Effekt des Weltdramas zu erhöhen, den Eindruck auf die Seele der Menschen noch mächtiger und überwältigender zu machen. In Tirol kam ein dynastisch-nationaler Volkskrieg zur Entfaltung, der die Zeitgenossen mächtig erregte; in Norddcutschland traten kriegerische Be wegungen zu Tage, welche als Vorzeichen künftiger großer Ereignisse gelten konnten; die Engländer suchten an verschiedenen Orten die Vielgeschäftigkeit des französischen Imperators und die Menge gleichzeitiger kriegerischer Verwicke lungen zu ihrem Vorthcil auszubeuten und zugleich durch Diversionen den Feinden Frankreichs Vorschub zu leisten. Napoleon wurde durch alle diese Zwischenfälle nicht von seinem Hanptplane abgcbracht. Er überließ den Auf stand der Tiroler den Rheinbundstrnppcn, insbesondere den Baiern, denen am meisten an der Unterdrückung der Insurrektion gelegen war, und unterstützte deren Bemühungen nur mit seinem Namen und seiner Autorität; seinem Bruder Jeroinc in Kassel, der mit angstvoller Sorge die Gährung der deutschen Ge- müther, die Schilderhebungen in Westfalen und Preußen gewahrte und in dringenden Briefen den kaiserlichen Bruder um Hülfe anflchte, sprach er Muth ein und vertröstete ihn auf den siegreichen Ansgang des österreichischen Krieges, der allen Wühlereien, conspiratorischcn Umtrieben und Aufständen schnell ein Ende machen werde. Die Abwehr der Engländer von holländischem und spani schem Boden überließ er den französischen Nationalgardeu und seinen Mar- schällen jenseits der Pyrenäen. Dieser Concentration der Kräfte und Ziele gegen über den planlosen zerrissenen Unternehmungen der Gegner war ein guter Theil der Erfolge der Napoleoiiischcn Waffen zuzuschreiben. Die raschen Unfälle Oesterreichs lähmten alle Arme, die sich zu dessen Beistände zu erheben bereit waren, und drückten auf die Herzen wie Mehlthau. 2. Der Volkskrieg in Tirol. Das Tiroler Gebirgsland, dessen biedere, einfache Bewohner mit großer Di-2ns^ Treue und alter Pietät an Oesterreich hingen, war im Prchbnrger Frieden an'im zahm. Baiern gefallen. Ein neuer Name (Südbaicrn), eine neue Eintheilung iu Kreise, die veränderte Organisation der Verwaltung, der Justiz, des Stiftungswesens, Eingriffe in das Kirchenvcriuögen und in die Besetzung der geistliche» Stellen, Wcgführung der drei widerstrebenden Landcsbischöfe von Chur, Trient und Brixen. höhere Besteuerung (Stempel), Abschaffung der alten Verfassung, neue Mauthverhältniffe und vor Allem die verhaßte Conscription erzeugten um so größeren Unwillen, als dem Lande bei der Besitznahme der unveränderte Fort bestand der alten Zustände zugesichert worden. Grobe Beamte steigerten durch