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342 Europa unter Bonapartischein Einfluß. bezahlen. Er trug es seinem Militärbevollmächtigtcn Bubna, den der franzö sische Kaiser durch dieselben Künste wie einst Haugwitz zu gewinnen wußte, sein ganzes Leben hindurch nach, daß er sich zu einer Erhöhung der Summe auf fünfundachtzig Millionen verstand. Franz willigte zwar in das Compromiß, aber er rächte sich an dem „ungehorsamen" Bubna durch kleinliche Zurücksetzung desselben. Dk-Wi-ml In dem Wiener Frieden, dessen Abschluß am 14. October durch Kano- vcndonner verkündigt ward, verzichtete Oesterreich auf Salzburg, Berchtesgaden, das Jnnviertel u. A., welche an Baiern kamen, auf Wcstgalizien und einen Theil von Ostgalizien mit der Stadt Krakau, die theils mit dem Herzogthum Warschau verbunden wurden, theils au Rußland fielen, auf den Villacher Kreis in Kärnthen, sowie auf Krain, das Triester Gebiet, Friaul, Croatien und einige andere im Westen der Save gelegenen Landstriche, die mit Dalmatien, Istrien und Ragusa verbunden den neuen von Italien getrennten Staat der „Jllyrischcn Provinzen" unter der Oberhoheit des Kaisers der Franzosen bildeten. Durch diese Abtretungen, welche Oesterreich von der Meeresküste zurückwarfcn, die Salzwerke von Wieliczka zur Hälfte an Rußland gaben, die Silberbergwerke von Jdria und die großen Eisen- und Stahlhämmer bei Villach Frankreich ein räumten, litt die Habsburgische Monarchie große Einbuße nicht nur in ihrem Territorialbesitz, sondern auch in ihrem Handel, ihrer Industrie, ihrem natio nalen Wohlstand, ihrer bisherigen Stellung und Autorität in Deutschland. Zugleich wurden in Deutschland mehrere Veränderungen zu Gunsten der Rhein bundsstaaten getroffen, indem nicht nur alle österreichischen Enklaven, sondern auch die Besitzungen des aufgelösten Deutschherrnordcns und mehrere noch vorhandene Reste des alten Reichs an die Landcssürsten, in deren Gebiet sie lagen, abgetreten wurden. So Mergentheim an Würtemberg, das auch noch von Baiern die Festung Ulm erhielt; so Nürnberg, Regensburg, das Fürstenthum Bahreuth u. a. an Baiern, wogegen dieses neue Königreich das südliche Tirol an Italien hingeben und für die deutschen Erwer bungen die Summe von dreißig Millionen entrichten mußte; so mehrere Theile der Pfalz an Baden, so an den König von Sachsen als Herzog von Warschau die erwähn ten Landestheile vom alten Polen. Vergebens hatte Kaiser Alexander durch den fran zösischen Gesandten Caulaincourt seinem mächtigen Verbündeten den Wunsch aussprcchen lassen, Galizien möge in seinem Besitzstand nicht angetastet werden; Napoleon vermochte den Gelüsten nach der verbotenen Frucht nicht zu widerstehen. Die Vergrößerung des Herzogthums Warschau konnte als ein weiterer Schritt zur Herstellung der Republik Polen angesehen werden und mußte daher den russischen Herrscher mit Mißtrauen und Aerger erfüllen. Es war der erste Stoß gegen den Erfurter Freundschaftsbund vom vorhergehenden Jahr. ä. Die Episoden de» Hauptkriegs. 1. Napoleonische Krieg-pslitik. Kriegerisch! Es war die Art Napoleon's, mit dem Scharfblick des Adlers seine Beute Wem-rge. Auge zu fassen und sich mit instinktiver Naturkraft auf den Gegenstand seiner