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III. Die Jahre der Napoleonischen Weltherrschaft. 335 zurückzichen und die Verfolgung der feindlichen Armee auf einige Woche» ver schieben mußten. Von beide» Seiten wurde mit gleicher Energie, Tapferkeit und Todesverachtung gekämpft; die zwei Dörfer, von denen die Schlacht den Namen führt, wurden in ungestümen Angriffen wiederholt bald von den Einen, bald von den Andern eingenommen. In den österreichischen Kriegsannalen wird die Scene, wie Erzherzog Karl selbst eine Fahne des Regiments Zach ergriff und die weichenden Colonne» gegen den Feind führte, als ein unvergeßlicher Zug des Waf- senruhmes und Heldenmuthes gefeiert. Gegen Abend des zweiten Schlachttages, nachdem sich Napoleon auf einem Kahne nach Kaisersebcrsdorf übergeschifft, be werkstelligte Massen» den Rückzug nach der Lobaninscl. Die Brücke über den hoch- angcschwollenen Strom, welche die Ocsterreicher am vorhergehenden Tag durch brennende und schwer beladene Fahrzeuge zerstört hatten, war eilends hergestellt worden. Mit meisterhafter Ordnung und Umsicht wurde die Ricscnanfgabe des Uebergangs unter dem Donner des feindlichen Geschützes glücklich nusgeführt. Der Marschall selbst, der von Eßling den Fürstentitel erhielt, war unter den Letzten, die hinübcrgingcn. Diese mörderische wenn gleich unentschiedene Doppelschlacht, wo über 15,000 französische Krieger, unter ihnen der tapfere Marschall Lanncs und die Generale d'Espagnc und St. Hilaire die Wahlstatt deckten, erschütterte zum erstenmal die Meinung von Napolcon's Unüberwindlichkcit und hob daS Selbstvertrauen der gedrückten Völker. In ganz Oesterreich wirkte die gewaltige Schlacht bei Aspern, wo die zähe Tapferkeit jedes einzelnen Mannes alle Mängel der Führung überwand, belebend und ermnthigend. Selbst in Frankreich verlor man allmählich den Glauben an den Erfolg einer Politik, welche rastlos von Eroberung zu Eroberung stürzte und Fernen unispannte, deren Beherrschung auch der größten Macht unmöglich werden mußte, zumal da der Kampf nicht blos mit regelmäßigen Heeren zu führen war, sondern zugleich in Spanien und Tirol mit den unbekannten Elementen eines Volkskrieges, und die Gährung und patriotische Begeisterung, die selbst in die unteren Kreise gedrungen, in allen Theilen des öst lichen Kaiserreichs Insurrektionen erwarten ließ. Die öffentliche Meinung, jene wunderbare Kraft, die Napoleon wie einen Talisman zu brauchen und zu hüten verstand, fing an bedenklich zu werden. Des Kaisers schlaueste Diener, Talleyrand und Fauche, mißtrauten bereits der Dauer des Jmpcratorischcn Prachtbaues und schauten sich nach Garantien für die Zukunft um. Wir wisse», daß die Gerüchte von Umtrieben in Paris eine der Ursachen waren, die den Kaiser zur Beschleunigung seiner Rückkehr ans Spanien bewogen. In französischen Berichten mochte immerhin die Schlacht von Aspern-Dp F,.,n. Eßling zu den Siegen gerechnet werden, und die Verluste mögen auf öfter-dn'e-bäu. rcichischer Seite beträchtlicher gewesen sein als auf französischer, aber der Zustand der Armee auf der Loban-Jnsel gab Zeugniß, daß die Ocsterreicher mehr im Recht waren, wenn sie dem Erzherzog Karl oder vielmehr der Tapferkeit und hcldcnmüthigen Haltung der Soldaten den Sieg zuschricbcn. Auf der Donau-