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III. Die Jahre der Napoleonischcn Weltherrschaft. 329 Donaustaate so vertrauensvoll die geistigen und sittlichen Hebel in Bewegung gesetzt, so entschlossen zu den idealen Kräften und vaterländischen Gefühlen seine Zuflucht genommen, wie vor dem Kriege von l 809. „Liebe zum Vaterlande", hieß es in einem Tagesbefehl des Erzherzogs Johann an die Landwehr, „Enthu siasmus für Selbständigkeit, Haß gegen alle fremden Tyrannen, erhabenes Be wußtsein des eigenen Werthcs, lebendiges Gefühl unserer Kraft, ächtcr alt-öster- rcichischer Sinn gab der Landwehr ihr Dasein". Es ging ein frischer Luftzug durch das österreichische Volk, besonders in den Gebirgslanden, wo Erzherzog Johann eine beliebte hochgefeierte Persönlichkeit war. Davon gaben auch die öffentlichen Erklärungen und Manifeste Zcugniß, welche die friedensstörenden und rcchtsverletzcndcn Handlungen des französischen Imperators aufzühltcn und die Notwendigkeit einer kriegerische» Abwehr von Seiten Oesterreichs zur Wah rung der höchsten nationalen Güter darlegtcn. Zuerst erschien am 27. März eine von Kaiser Franz Unterzeichnete Declaration, worin alle Beschwerden aufgczählt waren, die Oesterreich seit dem 26. Deccmber 1805 gegen Napoleon zu erheben hatte: „die unvollständige Erfüllung des Prchburgcr Frie dens, die Weigerung, Braunau zu räumen, der Abschluß des Rheinbundes, die fort dauernde Besetzung Deutschlands vor und nach dem preußischen Kriege, der aufgcdrun- gene Bruch mit England, die drohende Aussicht einer Theilung dcS türkischen Reichs und das Verfahren in Spanien, welches Oesterreich das Schicksal zeigte, das seiner wartete, wenn cs künftig nicht in sich selbst gegen alle äußeren Gefahren die Gewährlei stung seiner politischen Existenz fände. Schon 1808 habe Napoleon Oesterreich durch Drohungen einzuschüchtcrn, ihm neue Feinde zu erwecken gesucht und durch das Be gehren, die Wendung der Dinge in Spanien anzucrkenncn, den Wiener Hof bedrängt. Dem seien dann die kriegerischen Rüstungen, der Aufruf der Rheinbundscontingente und der beleidigende Krieg gefolgt, den die Zeitungspresse in Frankreich und einem Thcile von Deutschland gegen Oesterreich habe führen müssen. Oesterreich verlange nichts als Frieden, aber einen wahrhaften Frieden, welcher, statt täglich durch Dro hungen, feindliche Vorkehrungen und fremdartige Begehren unterbrochen zu werden, den Völkern des Kaisers in Ruhe die Wohlthatcn einer väterlichen Verwaltung und ihm selbst vergönne, das Glück seiner Völker zu genießen". — Merkwürdiger als diese Staatsschriften waren die Proklamationen, welche den nahen Ausbruch des Kampfes verkündigten. In einem Armeebefehl vom 6. April wandte sich der Erzherzog zuerst an sein Heer, um cs zum Kampfe für das Vaterland und seine Unabhängigkeit aus- zurufcn. „Aus Euch", sagte er „meine thcucrn Waffcngeführten, ruhen die Augen der Welt und Aller, die noch Sinn für Nationalchre und Nativnaleigcnthum haben; Ihr sollt die Schmach nicht theilcn, Werkzeuge der Unterjochung zu werden; Ihr sollt nicht unter entfernten Himmelsstrichen die endlosen Kriege eines zerstörenden Ehrgeizes führen; Ihr werdet nie für fremdes Interesse und fremde Habsucht bluten; Euch wird der Fluch nicht treffen, schuldlose Völker zu vernichten, um auf den Leichen erschlagener Vaterlandsvcrthcidiger den Weg zum geraubten Throne einem Fremdling zu bahnen. Auf Euch wartet ein schöneres Loos, die Freiheit Europa's hat sich unter Cure Fahnen geflüchtet. Eure Siege werden ihre Fesseln lösen und Eure deutschen Brüder, jetzt noch in feindlichen Reihen, harren auf ihre Erlösung". Einen Aufruf gleichen Sinnes richtete der österreichische Obcrfeidherr an die „deutsche Nation". „Wir kämpfen", hieß cs darin, „um die Selbständigkeit der österreichischen Monarchie zu