HI. Die Jahre der Napolcouischcn Weltherrschaft. 319 zahlreich herbeigcströmten Volks. Als dessen Stellvertreter sollte die „oberste Centralregierungs-Junta von Spanien und Indien", eine aus den angesehensten Männern des Reiches zusammengesetzte Behörde, die Staatsgcschäfte besorgen und den Titel „Majestät" führen. Die Lage der Franzosen verschlimmerte sich noch durch die Nachrichten aus Portugal. Wochenlang hatte man nichts von Junot's Armee erfahren. Da verbreitete sich die Kunde, daß das ganze Königreich die Fahne der Empörung aufgepflanzt, daß eine englische Flotte mit Kricgsmannschaft am Mondego ge landet, von einem jungen General geführt, der sich schon in Indien durch seine militärische Tüchtigkeit und Charakterfestigkeit berühmt gemacht, Arthur Wel- lesley, später weltbekannt unter dem Namen Wellington, daß der französische Oberfeldherr nur noch vier oder fünf feste Plätze behaupte. Vergebens suchte General Dclabordc die Engländer mit der glänzendsten Tapferkeit vom Betreten des Festlandes abzuhalten; nachdem er im Kanipfc mit dem ihm weit über-AAug. lcgenen Feinde fünfhundert Mann verloren hatte, mußte er den Rückzug antreten, worauf Wellcsley mit einem Heer von 18,000 Streitern bis Vimeiro vordrang und auf den steilen Höhen des Küstcnsaumes Stellung nahm. Vergebens ver suchte Junot mit seinen vereinigten Truppen, die nicht viel über die Hälfte be trugen, „die Engländer ins Meer zu werfen", wie der Befehl Napoleons lau tete ; der Feind war in einer zu vortheilhaftcn Position als daß der kühne Angriff hätte gelingen können. Der stürmische Anprall, bei dem sich Kellcrmann's Gre nadiere durch Heldenmut!) hcrvorthatcn, wurde aus allen Seiten mit großen Verlusten an Menschen und Kanonen zurückgewiesen. Junot stand in Gefahr das Schicksal Dupont's zu erleiden; aber zu seinem Glück war der englische Ge neral Burrard, der nach der Schlacht den Oberbefehl übernommen hatte, einem milderen Verfahren geneigt. Nach mehrtägigen Unterhandlungen unter dem Schutze eines Waffenstillstandes kam es zu dem Vertrage von Eintra, worin den französischen Truppen freie Uebcrfahrt nach Rochefvrt und Lorient mit Waffen und Bagage gewährt ward. Vergebens widersetztcn sich Wcllcslcy und Moore einem Vertrage, der zwar die Räumung Portugals von den Franzosen hcrbeiführte und das Uebergcwicht Englands hcrstelltc, aber dem Feinde, der vor der Wahl stand sich in Gefangenschaft zu geben oder auf dem Schlachtfelde bis zum letzten Manne erliegen zu müssen, einen ehrenhaften und sichern Abzug ge währte. In England wie in Spanien und Portugal erregte die Capitulationzv. Aug. von Eintra große Unzufriedenheit. Dennoch wurde sic im Laufe des September gewissenhaft ausgeführt. Burrard und die ander» Generale, die sich durch die stolze Haltung Junot's und den Nimbus des Napoleonischen Namens hatten verblüffen lassen, wurden vor ein Kriegsgericht gestellt, jedoch freigesprochcn. Sie führten zu ihrer Rechtfertigung an: die Schwierigkeit ohne genügende Rei terei die französische Armee zu überwinden und die Vortheile, welche die sofortige Räumung Portugals der britischen Regierung gewährte. Und in der That