111. Die Jahre der Napoleonischcn Weltherrschaft. 313 unbekümmert, ob ein Non Heeren und Waffen entblößtes, non hunderttausend feindlichen Soldaten bedrohtes Land bestehen könne nor dem Weltgebicter und Schlachtengewinner, der wie ein Riese dastand an Macht und Thatkrafl. Aus dem Schooßc des Volkes selbst gingen die Organe hervor, welche dem Aufstande Richtung und Sporn gaben. In den Städten und Provinzen bildeten sich Jn- surrcctionsjuntcn, welche die streitbare Bevölkerung bewaffneten, sie militärisch einübten und einen dnrch die Beschaffenheit des Landes wie durch die Anlage und Natur des Volkes begünstigten Bandcnkrieg ins Leben riefen, den die waf- fenkundigcn trefflich ausgerüsteten kaiserlichen Heere nicht zu bewältigen chcr- mochten. In Sage und Poesie lebten noch die Erinnerungen an die alten Racen- und Rcligionskämpfe wider das maurische Blut; die mittelaltcrige Ver gangenheit kehrte zurück; die Enkel traten in die Fußstapfen der Ahnen; der kriegerische Sinn und das reizbare Ehrgefühl waren noch nicht erloschen ; der städtische und landschaftliche Sondcrgeist, der conununale und provinziale Partikularismus, den wir in früheren Blättern so oft kennen gelernt haben, der so oft die Fackel des Bürgerkriegs entzündet hatte, war durch den schlaffen Ab solutismus der Jahrhunderte nicht ausgetilgt worden, sondern zeigte sich lebens fähig und thatkräftig, wenn auch die Hauptstadt nicht die Führung hatte, viel mehr unter anderer Fahne stritt. Diese partiknlaristische Stammeseigenthüinlichkcit hat sich am lebendigsten Astmm,. erhalten in dem nördlichen Gebirgslande, das in seiner landschaftlichen Abge schlossenheit „politisch und moralisch als eine erquickende Oase in der Erstarrung des spanischen Lebens dastand", in dem Fürstenthum Asturien, von dem der Thronfolger den Namen führte, das einst in den Glaubenskriegen das Banner vorangetragen, das sich von Urzeiten her einer gewissen Autonomie, einer coin- munalcn und provinzialen Selbstverwaltung unter der Leitung einer General junta erfreute, die sich regelmäßig alle drei Jahre in Oviedo versammelte und in der Zwischenzeit durch einen Ausschuß und Prokurator vertreten war. Hier kamen die ersten Kundgebungen einer nationalen Erhebung zu Tage, indem eine Proklamation Murat's durch den Ruf: „Es lebe Ferdinand!" beantwortet». M->> isv». ward. An der Spitze der Oppositionspartei stand der sechzigjührigc Marques von Santa Cruz, das Haupt einer der reichsten und angesehensten Familien des Fürstenthums. Auf die Kunde von dem Anrücken fremden Kricgsvolks erfolgte das Aufgebot der Junta zu freiwilliger Bewaffnung und zu Geldbeiträgen. In wenigen Tagen stellten sich 18,000 streitbare Gebirgssöhne unter die Fahne von Santa Cruz; das Zeughaus von Oviedo lieferte Gewehre und Geschütz; der Beitritt spanischer Soldaten gab dem jungen Heer militärische Haltung. In früher Morgenstunde schwuren sie Treue dem König'Ferdinand und Kampf rr. M»i. gegen die Fremdherrschaft. Mit Blitzesschnelle verbreitete sich die Nachricht von der Volkserhebung in Asturien für den katholischen König und regte in Galizien, Leo», Santander die Gemüther zur Nachahmung an. Abgesandte gingen nach