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304 V. Europa unter Bonapartischem Einfluß. geschäfle besorgen sollte und der er ernstlich cingeschärft hatte, mit den französi schen Truppen Frieden und Eintracht zu halten. Savary bat sich die Gnade aus, sich der Reise Ferdinands, den er stets als „König" und „Ew. Majestät" anredete, anschließcn zu dürfen. In Burgos war von dem Kaiser keine Spur; man brachte sogar in sichere Erfahrung, daß er noch immer in Bordeaux weile. In der Umgebung Ferdinand's erhoben sich warnende und abrathende Stimmen. Dennoch wurde die Fahrt nach Vittoria fortgesetzt. Als auch hier kein Zeichen einer Annäherung oder eines Entgegenkommens von Seiten Napolcon's zu be- " iso«! werken war, richtete der König-Jnfant ein Schreiben an den Kaiser, worin er die bisherigen Beweise seiner Ergebenheit aufzählte und ihn inständig bat, seiner unsicheren Lage ein Ende zu machen. Mit diesem Schreiben eilte Savary zu dem Kaiser, der mittlerweile in Bayonne eingctroffen war, und überbrachte zwei Lage nachher eine Antwort, welche Ferdinand zugleich verletzen und beunruhigen mußte. In unzarter Weise wurde darin unter Anderem gesagt, der Prinz habe kein anderes Anrecht auf den Thron, als das von seiner Mutter auf ihn übergegangene: wenn in der mündlichen Besprechung, die der Kaiser wünsche, sich herausstelle, daß die Thronentsagung Karl's IV. aus freicni Willen hervor- gcgangen, nicht durch den Volksaufstand von Aranjuez erzwungen worden, so trage er kein Bedenken, Seine königliche Hoheit als König von Spanien anzu erkennen. Die Unterredung sollte in Bayonne stattfinden. Heimlich erhielt Bes seres, der Befehlshaber der französischen Truppen in Nordcaslilien die Weisung, wen» der Prinz von Asturien wieder umkehrcn wolle, solle er ihn mit Gewalt über die Grenze schaffen. Die Zeichen waren ungünstig genug: die Warnungen wurden ernster und nachdrücklicher. Der ehemalige Minister Luis Nrquijo schil derte in einer Rede „voll Heller und prophetischer Blicke" die Schmach und die Gefahren, wenn ein spanischer König sich in das Ausland begebe, um wie ein Vasall die Gnade eines fremden Potentaten anzurufen. Aber vergebens waren alle Abmahnungen; die Sirenenstimmen der vertrauensseligen Räthc, eines Escoiquiz, Jnfantado, Cevallos, die Versicherungen Savary's, daß der Kaiser die freundschaftlichste Gesinnung gegen den Thronerben hege, und die eigene Furcht vor dem Zorne des mächtigen Schiedsrichters, scheuchten alle Zweifel und Bedenklichkeiten zurück. Umsonst suchte das Volk, bei dem sich schon seit der Abreise von Madrid Symptome von Unruhe und Widersetzlichkeit gezeigt, im Vorgefühl des kommenden Unheils die vcrhängnißvolle Fahrt zu verhindern, indem man die Stränge des Wagens zerschnitt. Ferdinand beschwichtigte die Menge durch die Versicherung, daß er freiwillig reise. Der schwache Fürst wagte nicht dem Gewaltigen zu widerstreben. Und wie Hütte er auch widerstreben können, da 6000 französische Soldaten in Stadt und Umgegend lagen! ^ Ba§"nne" So folgte Ferdinand seinen: Geschicke. Begleitet von seinem Bruder Carlos und von mehreren Bonapartistisch gesinnten Räthen, fuhr der Jnfaut - König unter de»: Geleite französischer Reiter über Jrun und die Bidaffoa-Brücke nach