III. Die Jahre der Napoleonischen Weltherrschaft. 299 Hofes ausweichend antworte» könne. Im März waren alle doniinirendcn Fe stungen Nordspaniens in den Händen der Franzosen, und die Heerabtheilungcn Monccy's und Dupont's hatten bereits den Kamin des Guadarramagcbirgs er reicht, non dem Madrid beherrscht wird. Die Gesammtstärke der über die Py renäen entsandten Truppen belief sich mit Ausschluß des Corps von Junot aus 80,000 Mann. Durch vorzeitige Einberufung der Altersklassen von 1809 wurde die gesammte damals ausgestellte französische Kriegsmacht auf eine Höhe von 800,000 Mann gebracht. In Spanien gcrieth man angesichts solcher Anzeichen in Unruhe. In den Hofkreiscn wurde der Plan einer Flucht nach Sevilla und von da nach Amerika erwogen, wie sie kurz zuvor von dem Lissabons Hof ins Werk gesetzt worden. Aber waren denn nicht der Fricdensfürst und der spanische Monarch Freunde und Verbündete Frankreichs? Wurden denn nicht von Mnrat, ja von dem Kaiser selbst fort und fort die beruhigendsten Versicherungen von Wohl wollen und freundlicher Gesinnung gegeben? Warum die Annehmlichkeiten des Lebens mit dem Ungemach eines Aufenthaltes in der fernen Welt vertauschen? Und wie würde das Volk, das schon ohnedies anfing das fremde Kricgsvolk mit Argwohn und Mißtrauen zu betrachten, ein solches Ansrcißcn in bedenklicher Zeitlage aufnehmcn? So beschloß mau denn im Escurial den weiteren Gang der Dinge abzuwartcn und von Neuem den Weg gütlicher Verständigung eiu- zuschlagen. Godvy schrieb an Mnrat, er möge ihm sagen, was der Kaiser vor- habc; man sei ja zu Allem bereit; und Jzquierdo wurde nach Paris zurück- geschickt mit einem neuen Briefe des Königs und mit der Weisung jeden Vertrag zu unterzeichnen, der einen Ausweg zur Versöhnung öffne. Inzwischen rückten die französischen Heersäulen immer näher. Nirgends rnms-iu,'. begegneten sic einem Widerstand. Was Hütten auch die geringfügigen Streit- Aranj,»;. kräfte, über die man verfügen konnte, gegen die Uebcrmacht der Franzosen ausrichtcn können? Bei dem tiefen Schweigen, das sowohl Mnrat als Beau harnais beobachteten, gcrieth der Hof, der damals in Aranjuez rcsidirte, in immer größere Unruhe und Besorgniß. Der Plan einer Entfernung »ach Süden und von da über das Meer wurde wieder aufgcgriffen und insbesondere von dem Friedcnssürstcn und der Königin mit allem Eifer betrieben. Godoy machte dem Justizminister Caballero und de», Rathc von Castilien Mitthcilung und forderte sie zur Mitwirkung aus. Er fand jedoch wenig Geneigtheit, besonders als bekannt wurde, daß der Prinz von Asturien, der noch immer sein Vertrauen auf Frankreich setzte, dem Vorhaben entgegen sei. Dennoch wurden die Zurü- stungen zur Abreise ununterbrochen fortgesetzt. Bald drang das Geheimniß in die Ocffcntlichkeit und erzeugte in den Gemüthcrn des Volks große Aufregung. Man sah in dem Plan eine Verrätherci des verhaßten Günstlings, die man verhindern müsse. Eine königliche Proklamation, worin die Absicht, als ob der Hof sich von dem getreuen Volke entfernen wolle, auf das bestimmteste geleugnet war, da die Truppen des „großherzigen Verbündeten" keinen andern Zweck