III. Die Jahre der Napoleonischen Weltherrschaft. 287 Britmreich die maritime Machtstellung im Mittelmecr zu entreißen, die Un zufriedenheit eines großen Thcils der peninsularischcn Bevölkerung mit ihrer Regierung, diese und andere Ursachen gaben dem Kaiser der Franzosen den Gedanken ein, die Zerrüttungen im spanischen Königshause zur Unterwerfung einer großen Nation und zur Verdrängung aller Bourbonen von den europäi schen Thronen zu benutze». Wir missen, wie sehr Bonaparte schon als Erster Consul die unwürdigen Schwk-rigc Verhältnisse am Madrider Hof und den Einfluß des ihm ergebenen Friedens- fürsten Emanuel Godoy in seinem Interesse zu verwcrthen wußte. Nicht nur daß Spanien Jahre lang im Dienste Frankreichs stand, cs mußte sich auch zu Gcwaltschrittcu gegen Portugal gebrauchen lassen (S. 106 f.). Der Madrider Vertrag vom 19. December 1803 zwischen dem Erste» Consul und dem Prinz- Regenten, worin dem Königreich Portugal zugesichert war, daß es gegen Ent richtung einer Abgabe von einer Million Francs monatlich als neutraler Staat anerkannt und in seinem Handel mit England nicht gestört werden sollte, war von Seiten Bouaparte's nicht aufrichtig gemeint. Wie viele Mühe sich der Reichsrcgent immer gab, durch eine entgegenkommende und aufmerksame Hal tung die französische Regierung in gute Stimmung zu versetzen, man fand in Paris stets so viel Anlaß zu Beschwerden und Forderungen, daß die Bewahrung der Neutralität für Portugal eine schwierige und peinliche Aufgabe war. Wie konnte man auf freundlichem Fuße mit einer Macht leben, die nach dem Aus druck eines eingeborncn Historikers Traktate verkaufte um Geld zu erhalten und sie nicht erfüllte, um neue Verkäufe zu machen! Die Lage verdüsterte sich nach und nach so sehr, daß über dreihundert eingebürgerte englische Familien mit ihren Reichthümern wegzogen. Nach dem Tilsiter Frieden erschien cs vollends dem französischen Machthaber unerträglich, daß ein kleiner Staat in einer neu tralen Stellung verharre, daß mau in Portugal noch länger die Weine und die Erzeugnisse der Colonien gegen die Mauufaktnrwaarcn Englands austausche. Die Gcwaltthäligkeitcn gegen Kopenhagen schrieen nach Rache und Vergeltung. Daher erging au die Lissaboncr Regierung die Aufforderung, die Häfen Portu- gals den englischen Schiffen zu verschließen, dem Bunde der Continentalmächlc beizutrcten, alles britische Eigenthum mit Beschlag zu belege» u. A. m. Spa nien schloß sich trotz der verwandtschaftlichen Bande der beiden Königshäuser den Forderungen an, und ein französisches „Observationscorps" von 20,000 Mann unter Marschall Junot in Bayonne stand bereit, dem Befehle Napoleon's Nachdruck zu geben. Die Lissaboncr Regierung war bemüht durch Unterhand lungen einen Ausweg aus der schwierigen Lage zu finden. Sie erklärte sich willig, der Sache des Festlandes beizutrcten, wenn man ihr nicht die Verhaftung der in Portugal weilenden Engländer und die Einziehung der englischen Güter und Maaren zumuthe, suchte aber zugleich die britische Regierung von feind seligen Maßregeln gegen den alten Bundesstaat abzuhaltcu.