11 I. Von Campo Formio bis zum 18. Brumaire. und der schlechten Verpflegung mehr und mehr dahin schwand, daß innere Auf lösung und Zersetzung um sich griff, während dagegen Brune seine Ausrüstung und Verstärkung eifrig betreiben konnte und Schauenburg mit seiner Division Biel besetzte: die aufreizenden Flugblätter und Manifeste, welche französische und Schweizer Demagogen in alle Welt ausgeheu ließen, mehrten die Zwietracht und Parteisucht. In den gemeinen Vogteicn vertrieb inan die Beamten der sou veränen Kantone; im Züricher Gebiet forderten die Landgemeinden mit gewaff- neter Hand Gleichberechtigung mit den Stadtbürgern, in Freiburg und Solo thurn wurden demokratische Reformen eingelcitet. „Wenn ihr nichts wollt als Verfassungsänderung", schrieb Brune den Direktoren, „so braucht ihr keinen Tropfen Bluts zu vergießen". Das war aber keineswegs die Meinung der Pa riser Machthaber. Die Schweiz sollte durch gänzliche Umgestaltung der Verfas sung nach französischem Zuschnitt in einen Clientelstaat verwandelt und zugleich für die Republik ausgeplündert werden. Dazu bedurfte man eines Waffen ganges. Steiger und Erlach waren zum Kampfe entschlossen; kriegsmuthig zog die eidgenössische Volkswehr ins Feld. Aber Brune wußte die Fricdenspartci mit neuen Hoffnungen hinzuhalteu. Die Majorität des Großen Rathes beschloß, die dem General Erlach ertheilte Vollmacht zum kriegerischen Vorgehen zurück zunehmen und in Pctcrlingen mit Brune neue Unterhandlungen nnzuknüpfen. Nun verschwand aber in den Reihen der eidgenössischen Streiter Muth und Ver trauen; die Einflüsterungen französischer Sendlinge über Vcrrath der Führer fanden Glaube» und lockerten die Mannszucht; massenhaft traten die Soldaten den Rückzug an. Und mm benutzte Brune den Ablauf des Waffenstillstandes, >. Mä-zerM. um durch einen militärischen Handstreich Herr der Situation zu werden. Solo thurn und Freiburg wurden nach kurzer zum Theil tapferer Gegenwehr zur Kapitulation gezwungen. Erlach zog seine Mannschaften in die Nähe der Hauptstadt, eine kleine Armee kaum halb so stark als die der Feinde, nachdem Brune und Schauenburg sich vereinigt. Und hätten sie nur Vertrauen und Zu versicht besessen! Allein die Zwietracht und Unschlüssigkeit der Regierung übte ihre zersetzenden und lähmenden Wirkungen auch auf die Truppen. Die Mehr heit des Raths war für Unterwerfung und ernannte eine provisorische Regie rung ; Befehle und Gegenbefehle gingen in das Hauptquartier ab und zerstörten den letzten Rest von Disciplin und kriegerischer Ordnung; Märsche und Gegen märsche setzten die Krieger in Verwirrung und Verzweiflung, so daß die Hülfs- manuschaften größtenthcils wegzogen. Aber die kleine Berner Kriegsschaar, nicht über 3500 Mann stark, rettete in der Stunde der Entscheidung die alte Waffen ehre. Die Kämpfe bei Frauenbrunnen und vor dem Grauholz erinnerten an die s. Mir, nm. Heldenthaten der Väter. Auch der alte Schultheiß Steiger war in das Lager geeilt und feuerte die Soldaten durch Blick und Wort zum Ausharren an, auf einem Eichstamm sitzend, „der Leib zitternd, aber das Herz fest". Links und rechts flogen die Kugeln an seinem Haupte vorbei, aber keine traf ihn. An der