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238 Europa unter Bouapartischem Einfluß. den vergeblichen Versuch machte, das vorgeschobene nnd zersplitterte Ney'sche w. Junii8«7. Corps zu überraschen und zu vernichten. Bei Heilsberg kam es zwischen den Corps von Soult, Murat, Lannes und russisch-preußischen Truppen zu einem mörderischen Zusammenstoß, der unter furchtbaren Opfern auf beiden Seiten ohne eigentliche Entscheidung endete. Ganz besonders brav hielt sich bei Hcilsberg die preußische Reiterei; ihre kühnen Attacken erregten selbst die Bewunderung von Franzosen und Russen. Allein die russi schen Feldherren, des Krieges schon lange überdrüssig und in der Erwartung neuer Verstärkungen, hielten ein weiteres Vorgehen gegen dm überlegenen Feind nicht für rath- sam, sondern drängten nach der Grenze zurück. Während ein Theil der Armee unter General Kaminskoi sich gen Königsberg in Bewegung setzte, um die Verbindung mit den Preußen unter L'Estocq ausrecht zu halten und die letzte große Stadt des Königs zu sichern, zog die Hauptmacht unter Bennigsen gegen den Pregel zurück, um dort Verstärkungen abzuwartcn und den Truppen Erholung zu gönnen. L'Estocq und Ka minskoi vermochten noch ihre Vereinigung herzustellcn und sich, bedrängt von Murat, Davoust und Soult, fechtend hinter die Mauern von Königsberg zurückzuzichen, wo der General Rüchcl commandirte. «chia»t b-i Die russische Hauptarmee erreichte Friedland, auf dein Fuße verfolgt von "" dem Lannes'schen Corps, während Mortier, Ney und Victor noch etwas weiter zurück standen. Man kannte beiderseits nicht recht die Stärke, noch die Absichten des Gegners. Bennigsen war der irrigen Meinung, Napoleon sei mit der großen Armee auf Königsberg marschirt; seine Dispositionen waren unsicher i-i.Jumund schwankend. Während sich die Russen bei Friedland mit Lannes in ein ^' hitziges Gefecht einließen, kamen immer stärkere französische Truppenmassen hinzu. Napoleon selbst traf auf dem Kampfplatz ein und cs entwickelte sich in den Nachmittagsstunden aus einer Reihe einzelner Gefechte eine große entschei dende Schlacht. Nachdem der linke russische Flügel das Ney'sche Corps zweimal geworfen, gelang cs den Franzosen durch rechtzeitig eintreffendc Verstärkungen doch, die feindlichen Colonnen ins Wanken zu bringen, sie durch ein furchtbares Artilleriefeuer des Generals Senarmont entsetzlich zu lichten und über die Alle zurückzuwerfen, Friedland selbst aber zu nehmen. „Ney", heißt es bei Lanfrey, „vereinigt seine für einen Augenblick erschütterten Truppen und alle stürzen sich, die Russen verfolgend, in die brennende Stadt. Von Widerstand ist nicht mehr die Rede; eine allgemeine Flucht bricht herein oder vielmehr ein wüstes Durch einander von Soldaten aller Waffengattungen, die sich erdrücken und überein ander stürzen, um den einzigen Ausweg zu erreichen, der ihnen geblieben ist. Einem Theil der Flüchtigen gelingt es, die Brücken zu gewinnen, die Uebrigen werden in die Alle geworfen, wo sie ertrinken". Auch der rechte russische Flügel unter dem Fürsten Gortschakoff wurde von Lannes und Mortier zurückgetrieben uud erlitt beim Uebergang über den Fluß schwere Verluste. Es war ein erbit tertes mörderisches Ringen, wie nur eines in diesem Kriege. Der Menschen verlust der Russen war furchtbar; 17,000 Mann lagen nach mäßigen Berech-