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232 Europa unter Bonapartischem Einfluß. 2.2>,n. n,«?. Jahres zog Napoleon unter dem Jubel des Volks in Warschau ein; aber nur zu frühe merkten die Polen, daß sie ihre Hoffnungen herabstimmen müßten, daß der freinde Sieger, dessen Soldaten sie nährten und kleideten, für den ihre tapfer sten Streiter ins Feld zogen, nur auf die Befriedigung seines Ehrgeizes und seiner Herrschsucht, nicht auf die Wiederbelebung ihres Reiches bedacht sei. Mit ihren Gütern bereicherte er seinen kriegerischen Lehnsadel; aber nicht einmal der Name Polen kehrte ins Dasein zurück. Ein großer Theil des polnischen Adels wandte sich denn auch bald voll Mißtrauen von einem Manne ab, der die stür mische nationale Begeisterung nur mit ausweichenden Phrasen und trügerischen Versprechungen erwicderte. Kampfe m Der Feldzug der Russen ließ sich übel genug an. Die preußische Armee Ostpreußen, wurde dem Commando des ränkesüchtigen, ehrgeizigen Bennigsen unterstellt, der einst bei der Petersburger Palastrevolution so thätig sich erwiesen, und dieser gab alsbald Befehl zum Rückzug von der Weichsel ab. Unwillig gehorchte L'Estocq, und der Strom konnte nunmehr ohne Gegenwehr von den Franzosen über schritten werden. In unnützen Märschen, auf grundlosen Wegen, in furchtbare» Anstrengungen und Entbehrungen, wurden die russisch-preußischen Truppen er schöpft und aufgcrieben; vor den nachdrängenden französischen Marschällcn wich Bennigsen bis Pultusk zurück. Der Hader der russischen Generale, namentlich als den beiden Deutschen, Bennigsen und Buxhöwden, der altersschwache Feld marschall Kaminskoi übergeordnet wurde, das Schwanken und Wechseln des Kriegsplanes, die Zerrüttung und Zuchtlosigkeit der Truppen, eröffneten die un günstigsten Aussichten für das Gelingen des Feldzugs. Rasch wie immer drängten 2"«. Abi. ^ Franzosen den Russen in Polen hinein nach; bei Czarnowo. bei Pultusk, bei Golymin wurden erbitterte mörderische Gefechte geliefert, die, ohne rechte Ent scheidung, auf beiden Seiten schmerzliche Opfer forderten. Das schlechte Wetter und die Grundlosigkeit der Wege machten cs den französischen Marschällcn un möglich, die Fehler der russischen Heerführer in der gewohnten Weise auszu nützen ; bei Pultusk und Golymin konnten sich beide Theile den Sieg zusprcchcn und der Krieg gerieth oft wochenlang ins Stocken. Im russischen Hauptquartier beschloß man endlich doch, die Richtung des Marsches wieder nach Preußen hin zu wenden, die Verbindung mit dem Corps L'Estocqs herzustellcn und die Offensive zu ergreifen. In den ersten Tagen des neuen Jahres zogen große russische Hecresmasscn in die ostpreußische Niederung südwärts von der Landes hauptstadt Königsberg ein; fortwährende blutige Kämpfe französischer Abthei- 25. Jan. 1SS7. lungen mit Russen und Preußen, erbitterte Gefechte, wie bei Mohrungeu, bereiteten einen gewaltigen Zusammenstoß vor. ^PrÄisch! Bei Preußisch - Eylau entbrannte nun eine der furchtbarsten Schlachten, 7 ^F-br ^ jene kampferfüllte Zeit gesehen. Zwei Tage lang wurde in den Straßen der i^v7. Stadt und um die benachbarten Höhen mit größter Erbitterung gekämpft; der französische Ungestüm lag im hartnäckigsten Ringen mit der russischen Zähigkeit.