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20V Europa unter Bonapartischem Einfluß. gedenke, die russischen Donauprovinzen zutheilen; auf diese Weise würde Oester reich von Rußland getrennt und zu einer Allianz mit Frankreich herangezogen werden. Aber die Rathschläge der Mäßigung und Vernunft fanden bei dem fran zösischen Imperator kein Gehör. Er wollte das österreichische Kaiserreich aus seiner bisherigen politischen Stellung verdrängen, dessen Einfluß in Italien und Deutschland für immer brechen und das Napoleonische Frankreich zur gebietenden Macht in Europa erheben. "riiedms! Dieses Ziel wurde durch den Preßburger Frieden und seine Folgen er- 'chluß. reicht. Hatten die Russen durch ihr Drängen zur Schlacht und durch ihren eiliger ,"c^ Rückzug große Schuld auf sich geladen, so häuften die Österreicher noch größere Sünde gegen das eigene Reich wie gegen Europa, indem sie, um die französischen Heere mit ihren Erpressungen, Requisitionen, Kriegssteuern und Bedrückungen aller Art sobald als möglich aus dem Lande zu schaffen, den Abschluß des Frie dens leichtsinnig und unbesonnenen beschleunigten, eines Friedens, welcher Voc- derösterreich, Tirol und das vcnetianischc Gebiet mit der Lagunenstadt selbst und dem adriatischen Küstenlande von der Habsburger Monarchie losriß, in Neapel und Holland Bouapartische Dynastien gründete und das deutsche Reich der Auf lösung zuführte. Im Süden Deutschlands schuf der Frieden eine Anzahl souveräner Staaten, die gleich französischen Präfecturcn unter dem unbedingten Einfluß Na- polcon's standen und von denen die Höfe von Baden, Würtcmbcrg und Baicrn noch durch die Bande der Verwandtschaft an das Bouapartische Haus geknüpft wurden. Es war der deniüthigendste Vertrag, der dem Hause Oesterreich jemals aufgezwungen worden. Oesterreich entsagte seinen Rechten, die cs bisher im deutschen Reich besessen, und gestattete die Auflösung der Reichsrittcrschaft, die stets treu zu Habsburg gehalten, sowie die Einziehung der Ordcnsgütcr durch die Landesfürsten; cs fügte sich in Alles, was Napoleon in Italien unternommen und noch zu unternehmen vorhatte; es verlor mehrere seiner schönsten Provinzen im Umfange von einem Fünftel seines Gesanimtgcbietes und alle seine Hafen- pläße; xs verpflichtete sich zu einer Kriegsentschädigung von fünfzig Millionen, welche Napoleon zur Gründung einer eigenen Militärkaffe verwendete, um die Armee von der Staatsverwaltung unabhängiger zu machen, statt eines „Volks in Waffen" ein neues Prätorianerthum zu schaffen. Und nicht blos Oesterreich und die deutschen Mittelstaaten wurden durch den Frieden von Prcßburg in eine neue politische Stellung gedrängt, auch das Königreich Preußen empfing einen bewegenden Stoß und ward in Bahnen getrieben, die schließlich zu einer ähn lichen Katastrophe führten, wie die von welcher das Habsburgische Kaiserreich betroffen ward. Prkichcns Wir wissen, mit welcher Klugheit der französische Imperator den Ueber- -lkliunq! bringer der preußischen Friedens - und Vermittelungsuotc in Brünn hinzuhaltcn verstand, bis die Entscheidung durch die Waffen, die man täglich erwarten durste, cingetrcteu sein würde. Als nun Haugwih in Wien Kunde erhielt von dem