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III. Die Jahre der Napoleonischen Weltherrschaft. 193 Alliirte» führen sollte. Zu dem Ende begaben sich Alexander und der Erzherzog Anton, des Kaisers Bruder, nach Berlin, und trafen mit dem König in Potsdams- N°°br. eine Uebercinkunft, kraft deren der Beherrscher Frankreichs aufgcsordcrt werden sollte, in die Herstellung des Friedens durch einen europäischen Congreß auf Grund bestimmter Vorlagen zu willigen ; für den Fall der Weigerung sollte das preußische Heer der Coalitionsarmee beitreten. Vor seiner Abreise erneuerte Alexander mit Friedrich Wilhelm den schon früher geschlossenen Freundschafts bund durch eine Gcfühlsscene, indem die beiden Monarchen in Gegenwart der Königin Luise um Mitternacht über dem Sarge Friedrichs des Großen einander s,4. sr°«. die Hand reichten, der erste Schritt zur heiligen Allianz. Das Potsdamer Pacifikationsprogramm, in welchem Preußen als Frie- densgrundlage die Einhaltung der früheren Verträge fordern sollte, also dicsisch^g» Entschüdigung Sardiniens, die Unabhängigkeit Neapels, des deutschen Reiches, Hollands, der Schweiz, die Trennung der italienischen Krone von der französi schen , konnte als Kriegsmanifest gegen Napoleon angesehen werden, in einem Augenblick, da dieser zur Vernichtung der continentalen Coalition auszog. Und zum Ueberbringer der herausfordernden Note, die dem siegestrunkenen Impe rator ein Halt und Cinlenkcn zurief oder mit Krieg drohte, wurde Graf Haug- witz ansersehcn, derselbe geschmeidige Staatsmann, der bisher der eifrigste Für sprecher des französischen Bündnisses gewesen war. Haugwitz mußte lange warten, ehe er mit seiner geharnischten Note in dasD'^äm»s- Heerlager des Imperators gelangen konnte. Denn Napoleon zögerte nicht, den e-b.-v ° Eindruck der Ulmer Kapitulation rasch zu verwerthen. Von den Baicrn als Befreier begrüßt und auf jede Weise unterstützt, zog er mit der Hauptarmee an den Inn, wo die ersten Heerabtheilungen der Russen unter Kutnsow, Bagration und Miloradowitsch angelangt waren und im Verein mit den österreichischen Truppen des Generals Mervcldt das weitere Vorrücken des Feindes in das Donaugebiet verhindern sollten. Allein es herrschte kein guter Geist unter den Verbündeten. Der Uebcrmnth und die Brutalität der russischen Führer belei digten die Oesterreichcr. Jeder Theil handelte auf eigene Hand. Man überzeugte sich bald, daß die Jnnlinie nicht zu halten sei, und zog sich allmählich hinter die Salza, die Traun und die Enns zurück. Als Bernadotte mit der Vorhut an dem Grenzfluß erschien, war die österreichisch-russische Armee auf allen Punkten im Abzug begriffen. Die Franzosen folgten den Feinden auf dem Fuße; denn Napoleon's Absichten waren auf Wien gerichtet. In Linz empfing er durch den General Giulay ein Schreiben. worin Kaiser Franz um einen Waffenstillstand r. N°». ,m->. nachsnchle; aber die Forderungen des Siegers machten jedes Abkommen un möglich. So hatte der Feldzug seinen ununterbrochenen Fortgang. Die Truppen Mervcldt's wurden durch Davoust zersprengt und er selbst mit einem 8. N»». kleinen Rest zum eiligen Rückzug nach Steiermark und Ungarn gezwungen; dagegen erlitt drei Tage später Marschall Mortier, als er auf dem linken W-r-1. Weltgkschichte. XIV. 13