HI. Die Jahre der Napolconischcn Weltherrschaft. 185 Zügen in die Feder dickirtc und daß jede einzelne Bewegung in der vcngcschriebenen Weise zur Ausführung kam. Wahrend die Aufmerksamkeit von ganz Europa nach der Westküste voin''»p-monm Frankreich gerichtet war, wo der französische Kaiser wie wir gesehen Schiffe und Fahrzeuge aller Art mit großer Thätigkeit und Kraftanstrengung hatte ausrüslen lassen und wo in dem großartigen Heerlager von Boulogne eine geübte fcldtüch- tige Armee versammelt war, um, wie Napoleon selbst Vorhalte oder wie wenig stens alle Welt glaubte, eine Landung nach der englischen Küste zu unternehmen und dem Hauptfeinde Frankreichs in der eigenen Insel den Herzstoß zu geben: wurden in aller Stille die Anstalten zu dem denkwürdigen Feldzug von 1805 getroffen. Nie strahlte das Feldherrntalcnt und militärische Genie des kaiser lichen Heerführers in glänzenderem Lichte als bei dem mit raschem Geiste und richtigem Blick entworfenen und mit Schnelligkeit, Umsicht und Glück ausgeführten Plan des Kriegszugs wider Rußland und Oesterreich. Gerade dieser Glaube an einen Angriffskrieg zur See war dem Waffengange zu Land höchst vortheilhaft. Er gab dem französischen Kaiser Zeit, den Kern seiner Strcitkräfte um sich zu sammeln, zu rüsten und einzuüben, an die Befehlshaber der in Italien, in Han nover, in Holland und an andern Orten ausgestellten Heere Verhaltungsbcfehle zu erlassen und in ruhiger Ueberlegung alle Dispositionen zu einem raschen wohlberechneten und meisterhaft angelegten Kriegszug zu treffen, ehe noch Ruß land und Oesterreich vollständig kriegsbereit und schlagfertig waren. Nur in Italien stand Erzherzog Karl mit überlegenen Strcitkräften dem General Mas- sena an der Etsch kampfgerüstet gegenüber, indeß die Armee in Oesterreich selbst blos 70—80,000 Mann zählte, und von den beiden russischen Hülfscorps hatte das nächste noch nicht die galizischc Grenze erreicht, während das andere sich in der Umgebung von Warschau sammelte. Man hoffte immer noch auf den An schluß Friedrich Wilhelm's III. an die Coalition; aber die Verhandlungen, welche Duroc in Berlin über eine französische Allianz um den Preis von Han nover angeknüpft hatte, dienten wenigstens dazu, das Schwert Preußens in der Scheide zu halten und die Neutralitätspolitik zu verlängern; und während die Verbündeten den Beitritt der süddeutschen Rcichsfürsten zu erwirken bemüht waren, hatte Napoleon bereits in Karlsruhe, Stuttgart, München diploma tische Siege errungen und die Fürstcnhöfe auf seine Seite gezogen. „Nach der geographischen Lage Badens und Würtembcrgs, nach ihren jüngsten Erwer bungen mit Frankreichs Hülse, bei der lockende» Aussicht auf noch größere Beute im Dienste des mächtigen Imperators, bei dem Mangel jeder Gegenkraft von Seiten des in Auflösung begriffenen Reiches war ein anderer Ausgang wohl nicht zu erwarte»". Daß die Regierungeu bei ihrer bonapartischen Politik zu gleich die öffentliche Meinung der Bevölkerungen auf ihrer Seite hatten, wurde schon früher erwähnt. Die alte Reichsmiscre hatte die weltbürgerliche Gesinnung und die Bewunderung für die Grundsätze der Revolution großgezogen. Selbst