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184 ^ Europa unter Bonapartischem Einfluß, 2»u rsvö, Nowvsilzow kehrte im Juli nach Petersburg zurück, ohne von den Pässen Gebrauch gemacht zu haben, die ihm auf preußische Verwendung durch Napo leon von Mailand aus nach Berlin gesandt worden waren. Welchen Erfolg konnten auch weitere Verhandlungen haben gegenüber den bereits vollzogenen Gemaltstreichen, zu denen sich der französische Kaiser in Italien und im nördlichen Deutschland durch seinen ruhelosen Ehrgeiz fortreißen ließ? Napoleon gab sich die Miene, als glaube er nicht an die Coalition, als seien die Gerüchte nur von England ausgestreut. Unterdessen aber betrieb er aufs Eifrigste alle Anstalten, um dem Feinde energisch entgegenzutreten, ihn zu täuschen, zu überwachen, mit blitzartiger Schnelligkeit niederzuwerfen. Die Koalition sollte gesprengt werde», ehe sie Zeit gewonnen, ihre Streitkräfte zu vereinigen. Nachdem Napoleon die Or ganisation Italiens beendigt und scheinbar in aller Ruhe und Unbefangenheit den glänzenden Festlichkeiten beigewohnt, welche die Städte des Landes dem „Befreier und Helden" veranstalteten, ernannte er seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais zum Statthalter des neuen Königreichs Italien und kehrte dann in großer Eile nach Frankreich zurück. un^AdmNa! Die Welt war der Meinung, der Feldzug würde, wie in früheren Jahren von "VM-muvk. Italien aus ins Werk gesetzt werden; aber Napoleon trug sich mit andern Plänen, England sollte zur See, die Continentalmächte in Süddeutschland angegriffen werden. Zu dem Ende sollte Admiral Villeneuve von Toulon auslaufen, und nachdem er die spanischen und holländischen Geschwader an sich gezogen, durch eine Diversion gegen Westindicn die Aufmerksamkeit des Feindes dorthin lenken. Würde Nelson mit der briti schen Flotte ihm folgen, so sollte er sich rasch nach Europa zurückwcndcn, den Hafen von Brest, wo der Admiral Gantcaume von Cornwallis cingeschloffcn war, von der Blo- kade frcimachen und dann mit der vereinigten Flotte im Canal erscheinen, um in Ver bindung mit den Streitkräften, die in und um Bologne vereinigt worden, den Krieg wider das britische Jnsclreich zu eröffnen. Allein bei den Anordnungen für den See krieg zeigte Napoleon keineswegs die taktische Umsicht und Uebcrlcgcnheit wie in den Feldzügen zu Lande. Dort entfaltete er auch nicht eine der Eigenschaften, versichert Lanfrey, die seine wunderbaren Erfolge begründet haben. „Anstatt die Ereignisse zu sehen wie sic sind, sicht er sic, wie er sie wünscht; statt einen bestimmten Plan zu fasten und festzuhalten, wechselt er damit ohne Aufhören. Für die Mängel der Dinge will er Menschen verantwortlich machen, weist alle Einwürfe, anstatt sie hervorzurufen, unwillig zurück, leugnet die Schwierigkeiten, statt sie zu lösen und überhäuft die Sach verständigen , die sich einstimmig gegen seinen Plan erklären, anstatt sich ihre Rath- schlägc und ihre Erfahrungen zu Nutzen zu machen, mit Vorwürfen und Beschuldi gungen". Er übersah es, daß er den Elementen nicht gebieten und sie nicht nach seinem Willen zwingen konnte, wie die Menschen. Als Villeneuve, außer Stand die Blokade von Brest zu durchbrechen und mit Gantcaume vereinigt in den Canal einzu- A»g. IMS- laufen, nach Cadiz absegcltc, gerieth Napoleon, der in Boulogne mit großer Span nung die Ausführung seiner Befehle erwartete, in die größte Aufregung und machte seinem zornerfüllten Herzen in den heftigsten Ausdrücken über die Unfähigkeit seiner M, Seeleute, über die Schwäche und Feigheit seiner Admirale Luft. Es ist eine bekannte Erzählung, daß er in dem Augenblick des Unmuths über das Scheitern der Seeunter- nchniung den Entwurf zu dem Feldzüge in Deutschland dem General Daru in genialen