II. Das Consulat. 161 Marquis von Riviere zum Tode vcrurtheilt wurden. Cadoudal und elf seiner o.Jum 1^4, Milvcrschworneu starben einige Tage nachher auf dein Grevcplatz unter der2s.zunii>u4. Guillotine; die übrigen wurden zu mehrjähriger Gefängnißhaft begnadigt. Moreau war empört über das richterliche Urtheil in einer Klagsache, wo nur auf Todesstrafe oder Freilassung erkannt werden konnte. In Anbetracht des Schick sals seines Genossen Pichcgrn willigte er jedoch auf Zureden seiner Frau in die Umwandlung der Strafe, welche Napoleon unter Vermittelung Fouche's zulicß. Statt zweijähriger Gefangenschaft wählte er eine freiwillige Verbannung nach Amerika und schiffte sich darauf mit seiner Gattin in Cadiz ein. Sein Landgut und sein Palast wurden verkauft und der Erlös zum großen Theil für die Pro- zcßkosteu verwendet, die ihm fast allein zur Last fielen. Um dieselbe Zeit, da Napoleon Bonaparte den Gipfel seiner Macht und seines Ehrgeizes bestieg, wandte der Sieger von Hohenlinden seinem Vaterlandc den Rücke», um im freien Amerika als Republikaner fortzuleben. Fast ebenso rücksichtslos wie gegen das bourbon'sche Königshaus und das U>^m deutsche Reich verhielt sich Napoleon Bonaparte gegenüber dem römischen Stuhle, d'"« vn. Wie der Reichstag in Rcgcnsburg so zeigte auch die römische Curie eine Füg samkeit und Unterwürfigkeit, die dem französischen Machthaber den Glauben einflößen mußte, er könne das Papstthum wie die Gesandten in Rcgcnsburg durch Erregung von Furcht und Hoffnung zu Allem bringen. Nicht nur. daß die Ermordung des Herzogs von Cnghien in Rom wenig Eindruck machte, ja von Consalvi entschuldigt ward; Pins VII. ließ sich sogar bereitwillig finden, als Napoleon zur Errichtung einer Erbnionarchie schritt, die Cercmonie der Kai- serkrönung durch seine Anwesenheit zu erhöhen und zu dein Behufe mitten im Winter die beschwerliche Reise über die Alpen nach Paris zu unternehmen. Der Bund, den vor einem Jahrtausend der römische Bischof mit den Karolingern geschloffen, war dem Papstthnin sehr förderlich gewesen. Sollte nicht eine Wie derholung dieses Verhältnisses gleiche Früchte tragen? Hatte einst Pippin den Grund zur weltlichen Herrschaft des Nachfolgers Petri gelegt, sollte nicht der neue gallische Machthaber aus Dankbarkeit für die Bereitwilligkeit des heiligen Vaicrs. der revolutionären Monarchie die kirchliche Sanction zu ertheile», der Usurpation den Charakter der Legitimität aufzudrücken, die Thatsache in ein Recht umzuwandeln, sich bewegen lassen dem Kirchenstaat die entrissenen Gebiete zurückzugeben und einige lästige Bestimmungen im Concordat zu entfernen? Diese Hoffnungen gingen nicht in Erfüllung. Napoleon war weit entfernt, als er nach der Errichtung des erblichen Kaiserthums die cisalpinische Republik in das Königreich Italien umwandclte, die Lcgativncn. die zu den schönsten Pro vinzen der neuen monarchischen Schöpfung gehörten, davon loszureißcn. Der Papst sollte nur der Kaiserkrönung mehr Glanz verleihen, die Kirche Polizeidienste ini Interesse des Absolutismus verrichten. Dabei aber fürchtete Napoleon doch, die Nation möchte es als eine Verletzung ihrer vollen Unabhängigkeit, als eine Min- Weber, Weltqeschichte. XIV. 11