Volltext Seite (XML)
130 Europa unter Bonapartischem Einfluß. rühriger und erfolgreicher gefördert, als in den verrotteten kleinen Gebieten irgendwie auch nur versucht worden war. Gcwaltthätig und brutal hat man, wie bei allen Revolutionen, auch hier vielfach verfahren; die Gleichmacherei, der grobe Nütziichkeits- eifer, die Leidenschaft, Alles vom Schreibtische aus zu reguliren, die Abneigung gegen das Geschichtliche und Ueberlicferte, der Vandalismus selbst gegen die künstlerischen Symbole und Denkmale der alten Zeit, das Alles ist jetzt und nachher in der rhein- bündischen Epoche grell genug hervorgetreten. Gleichwohl war die Auslösung des Altm unvermeidlich und selbst diese gewaltthätige Periode des Uebcrgangs hatte eine Menge Fesseln gesprengt und eine Fülle von Lebcnskeimen zu wecken angcfangen, die bisher in klcinstaatlicher und kleinbürgerlicher Misere gebunden lagen". 7. San Domingo. tnNap°u°'! Wenn Lanfrey's republikanischer Rigorismus in allen Handlungen des "uimpE Ersten Consuls nur egoistische Zwecke zur Befriedigung seines unbegrenzten Ehr geizes, seiner Herrschsucht und seines Strebens nach souveräner monarchischer Macht erblickt, so kann doch nicht geleugnet werden, daß Napolcon's Politik der Aus gleichung, sein Bestreben die politische Partciwuth zu mäßigen und die extremen Richtungen einzuschränken, iin eigenen Lande wie in den Nachbarstaaten wohl- thätig und beruhigend gewirkt haben. In Batavien, in den deutschen Landen auf der linken Rhcinseite, in Helvclien und in der italienischen Republik wurden Einrichtungen gegründet, welche nicht blos dem verlotterten Staatswcsen der Vergangenheit, sondern auch der revolutionären Anarchie der wühlerische» Dircctorialpolitik ein Ende machten und für den Verlust der nationalen Selb ständigkeit, für die Abhängigkeit von einer fremden dictatorischcn Machtherr schaft, für das beschämende Bewußtsein, nicht mehr Herr im eigenen Hause zu sein, manche werthvolle Güter freiheitlicher Entwickelung als Ersatz brachten. Dagegen war Napolcon's Politik gegenüber der Insel San Domingo ein Ge webe treuloser Staatskunst, verlustvoll für Frankreich, unheilbringend für den wichtigsten Colonialstaat in der Gruppe der großen Antillen Westindiens. »mg^undu! Bei Ausbruch der Revolution war der größere Theil der Insel Haiti oder Revolution! Sau Domingo im Besitze der Franzosen, der kleinere im Besitze der Spanier. Die weißen Pflanzer, die unter europäischen Statthaltern die Insel beherrschten, bildeten kauin den achten Theil der Gesammtbevölkerung; die Mehrzahl bestand aus Negern, rechtlosen Sclaven der weißen Gutsherren, und aus Mischlingen oder Mulatten, meistens Freigelassenen mit einigen persönlichen Rechten. Als nun die französische Revolution niit den Grundsätzen von Freiheit, Gleichheit und Menschenrechten die Welt in Bewegung setzte, wurden auch die Kolonien von dem Feuer ergriffen. Nicht nur daß die Farbigen, Neger wie Mulatten sich empörten, um das Sclavenjoch der weißen Pflanzer abzuschüttcln, unter den letzteren selbst traten politische Spaltungen ein. Zu den inneren Wirren gesellten sich zur Zeit des Convents noch Angriffe von Außen, indem Spanier und