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128 Europa unter Bonapartischem Einfluß. bcthcuern, daß er sich nur von den Gefühlen der Großniuth und des Wohl wollens leiten lasse. Die Folge dieser Politik war, daß die deutschen Fürsten sich vertrauensselig dein Pariser Machthaber in die Arme warfen, durch un bedingte Hingebung sich seine Gunst zu erwerben suchten, und daß sich Preußen 2». 2^Mai uud Baicrn auf Grund von Separatverträgen mit dem Erster; Consul in den Besitz der ihnen von Frankreich zugesichcrten und von Rußland gebilligten Ent schädigungsgebiete setzten, ehe noch der Reichstag in Regensburg seine Zustim mung gegeben und die Aendcrungcn durch den „Reich sdeputatio ns Haupt schluß" gutgeheißen hatte. Dieser Hauptschluß oder Reccß erfolgte, nachdepi auch noch Baden, Würtemberg und Hessen ihre Sonderverträge geschlossen und Kaiser Alexander von Rußland den Vorschlägen Napoleon's seine Zustimmung ertheilt hatte, nach zahllosen Abänderungen und Ausgleichungen einzelner Be stimmungen in den ersten Tagen des Mai 1803. Neben der Säkularisation der geistlichen Staaten und der kleineren Reichsstädte bildeten die Entschädigungen der durch die Abtretung der linken Rheinseite an Frankreich zu Verluste gekom menen Reichsstände und die Gebietsvergrößerungen einzelner von Frankreich oder Rußland begünstigter deutschen Fürsten den Hauptinhalt. Es war ein Ausgleichungsprozeß eigenthümlicher Art, wie er nur bei den deutschen Verhält nissen möglich war. „Die Dynastien wurden entschädigt, das Reich verlor; die Fürsten erhielten so viel und noch mehr, als sie eingebüßt; die Nation in ihrer Gesammtheit erlitt einen Verlust, der ihre politische Unabhängigkeit bedrohte". Tnn,-nai. Nachdem man sich über die Entschädigungen des Kaisers und seiner Ver jüngens wandten aus Toskana und Modena in der früher erwähnten Weise geeinigt, wur den die Gebietsveränderungen der deutschen Fürsten festgesetzt. Demgemäß erlangte Preußen die Bisthümer Hildcshcim und Paderborn, den größten Theil des Hoch stifts Münster nebst der Stadt, mehrere Abteien und Reichsstädte s Mühlhausen, Nordhausen, Goslar), die Mainzischen Besitzungen in Thüringen (Erfurt) und das Eichsfeld. Baiern, wo, wie uns bekannt, der neue Kurfürst Maximilian Joseph von Pfalz-Zwcibrücken theils aus wohlbercchneter Politik, theils durch englische Sub- sidicn gewonnen, anfangs an der Coalition gegen Frankreich eifrig Antheil genommen und dadurch die Unabhängigkeit seines bedrohten Landes vor Oesterreichs Erobcrungs- gelüsten geschützt hatte, empfing zum Lohn für das Bündniß, das am 24. August 1801 mit Frankreich abgeschlossen worden, und als Entschädigung für die großen Verluste auf beiden Seiten des Rheins die geistlichen Fürstenthümcr Würzburg, Bamberg, Augs burg, das Bisthum Freising und einen Theil des Hochstifts Passau, eine Anzahl Ab teien und Reichsstädte (Schwcinfurt, Kempten, Memmingen, Kaufbeuern, Nördlingen, Rothenburg, Windshcim rc.). Der Markgraf Karl Friedrich von Baden bekam die durch den Tod des Kurfürsten Karl Theodor erledigten pfälzischen Aemtcr Breiten, Heidelberg und Ladcnburg mit der Stadt Mannheim; ferner die diesseitigen Gebiete der säcularisirten Bisthümer Konstanz, Basel, Straßburg und Speyer, die Herrschaft Lahr, mehrere Reichsstädte sPfullendorf, Offenburg, Zell, Gengcnbach u. a.) und viele Klöster und Stifter lSalem, Lichtenthal, Allerheiligen, Ettcnheimmünster u. a.). Baden war bei den Entschädigungen am reichlichsten bedacht, weniger wohl, wie Bo naparte vorgab, „wegen der Regententugendcn des Markgrafen Karl Friedrich, die ihm