124 Europa unter Bonapartischcm Einfluß. Die apenninische Halbinsel nahm in den politischen Jdeenkreisen Napo- R-xubia. lcon's stets eine hervorragende Stelle ein. Seine Geburt, seine Lcbensschicksale und die historische Vergangenheit mochten ihn leicht zu dem Gedanken führen, daß er zum Herrscher der beiden romanischen Nationen berufen sei. In Italien war sein Glückstern ausgegangen und alle bisherigen Schritte ließen erkennen, daß er das schöne peninsularische Gebirgsland mit seinen berühmten Städten und Seehafen so nahe als möglich an Frankreich und an sein Geschlecht zu knüpfen gedenke. Schon war das Königreich Savoyen-Piemont in den Verband des consularischen Frankreich ausgenommen; die cisalpinische Republik, mit Modena und den Legationen verstärkt, erhielt- um diese Zeit eine Umgestaltung ihrer bisherigen Staatsform, welche den Freistaat noch mehr als bisher in die Machtsphäre des Ersten Consuls brachte; über Parma hatte sich Bonaparte bereits mit dem spanischen Hose in der erwähnten Weise verständigt, daß das alte farnesische Land zu Frankreich in ein Abhängigkeitsverhältniß zu stehen kam; Genua, das Haupt der ligurischen Republik, war nur dem Namen nach ein selbständiges Gemeinwesen, der alte Seestaat wurde unter Napoleon's Einfluß nach französischen Gesetzen regiert, bis mit der Zeit die Einverleibung in den mächtigen Nachbarstaat erfolgte. Allenthalben standen französische Staats männer an der Spitze der Verwaltung und die Festungen wurden von französi schen Besatzungen gehütet. Auch die Uebertragung des Großherzogthums Tos kana an den Erbprinzen von Parma als Königreich Etrurien, war nur eine vorübergehende Anordnung, um die spanische Königsfamilie desto sicherer in die Netze Napoleon's zu ziehen. Der Erste Consul benutzte die Gelegenheit, um sich selbst auf Kosten des bourbon'schen Namens einen Triumph in den Augen der Franzosen zu bereiten. Er lud den jungen Fürsten zur Feier seiner Thronbestei- Jum i8»l. gung nach Paris ein, wo der fast blödsinnige Prinz, in dessen Person Bonaparte den Parisern zeigen wollte, „wie ein König und ein Bourbon aussähe", dem Spott und Gelächter der Höflinge preisgegeben war. Wie einst im alten Rom besiegte und schutzflchende Könige sich vor der Majestät der Quinten gebeugt, so sollten auch jetzt gekrönte Häupter in dem Vorzimmer des Ersten Consuls in den Tuilerien ihre Aufwartung machen. Auch nach dem Kirchenstaat und dem nea politanischen Königreiche waren bereits die Wege zur künftigen Besitzergreifung angebahnt. M Um diese wcitgezogenen Ziele mit sicherer Hand zu treffen, mußte vor mnglschaN,,' in Oberitalien ein fester Standpunkt gewonnen werden. Wir wissen, wie klug und gewandt Bonaparte die Sympathien für die Prinzipien der französi schen Revolution bei den Lombarden für seine Zwecke auszubeuten gewußt. Die cisalpinische Republik war das Resultat seiner Siege auf dem Schlachtfelde wie in der Staatskunst. Ihre Existenz wurde bei Marengo und in Luncvillc von Neuem sichergestellt. Es genügte dem Ersten Consul jedoch nicht, daß Verfas sung und Regierung ganz nach dem Muster Frankreichs eingerichtet waren, daß