Volltext Seite (XML)
II Das Consulat. 117 ernenne. In der Umgebung der Zarin bildete sich ein Nebenkreis von Ver- schwornen. die Familie Kurakin an der Spitze, welche auf eine Uebcrtragung der höchsten Gewalt auf die Kaiserin lossteuerte», ähnlich wie bei der Revolution gegen Peter III. Die hohe Frau hörte es gern, wenn man ihr sagte, daß Ruß land seine ruhmvollsten und glücklichsten Zeiten unter weiblichem Regiment ge habt habe ; sie schmeichelte sich mit dem Gedanken, eine zweite Selbstherrschern, Katharina zu werden; war sie doch stets beflissen, durch Wohlthun und werk- thätige Menschenliebe sich die Achtung und Gunst des russischen Volkes zu erwerben. In den ersten Monaten des Jahres 1801 waren die Vorbereitungen zuAsA'^ dem Complot schon weit gediehen; in dem Salon der Frau von Scherebzow. K«isnh°f. Schwester der Subow's, trafen die Häupter der Verschwornen öfters zu weiteren Berathungen zusammen. Die Stellung Pahlens. eines esthländischen Cdel- inannes, den Paul in den Grafenstand erhoben, mit Glücksgütcrn und Ehren ausgestattet und mit seinem ganzen Vertrauen beschenkt hatte, hielt jeden Ver dacht fern. Aber die Zahl der Eingeweihten war groß. Wenn es auch gelungen war, einige Große, die wie Rostopschin und Araktschejew dem Kaiser unbedingt ergeben waren, aus der Nähe des Hofes zu verbannen, so konnte doch leicht sich ei» Verräther finden. Und für den finstern Argwohn des mißtrauischen Despoten wäre selbst ein Wink, eine versteckte Andeutung genügend gewesen, um auf die Führer der Verschwörung die ganze Zornesfluth zu entladen. Man durfte daher nicht länger zögern. Am Abend des 11./23. März wurde bei einem Abend essen im Hause des General Talysin. des Befehlshabers des Preobraschenskischen Garderegiments im Kreise der Eingeweihten die Ausführung beschlossen. Als einer der Anwesenden fragte, was zu thun sei, wenn der Kaiser nicht in die Thronentsagung einwilligen würde, sondern sich zur Wehre setze, antwortete Pahlcn mit dem französischen Sprichwort: Wenn man einen Eierkuchen machen . wolle, müsse man Eier zerschlagen. Um Mitternacht umstellte» die Verschwor- nen den Michailow'schen Palast, den die kaiserliche Familie damals bewohnte, mit einigen Gardebataillonen, deren Offiziere in das Eomplot cingeweiht waren. Durch einen Lieutenant von der inneren Schloßwachc wurde die Zugbrücke über den Wassergraben, der den Palast umgab, niedergelassen, so daß die bewaffneten Verbündeten eindringcn und den Kaiser in seinem Schlafgemach überfallen konnten. Und nun ereignete sich eine Mordscene, so grausig und so schrecklich wie einst auf dem Lustschlosse, wo Peter III. unter den Händen der Orlow's verblutete. Nach dem heftigsten Widerstande wurde Paul zu Boden geworfen, mit der Schärpe eines Gardelieutenynts erwürgt und dann entseelt in Uniform auf das Bett gelegt. Den Eindringenden sagte Bennigsen, der Kaiser sei plötz lich am Schlage gestorben. Darauf eilte» die Subow's zu dem Großfürsten und ließen ihn ein Manifest unterschreiben, vermöge dessen er die Mitregierung übernahm. Mit diesem begab sich Alexander in Begleitung der Verschwornen