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II. Das Consulat. 115 Nächte und die Eisfelder der Ostsee" einen entmuthigcnden Eindruck machten, ging zögernd voran; aber der feurige Nelson, der ihm zur Seite gegeben war, segelte mit einem Theil der Flotte längs des unbewehrten schwedischen Strandes durch den Sund und erschien unerwartet vor Kopenhagen, um Dänemark zum 2. Ax-a iM, Austritt aus dem Neutralitätsbund zu zwingen. Die Dänen hatten die „Kö- nigstiese", den einzigen fahrbaren Zugang zu ihrer Hauptstadt, durch eine Reihe armirter Blockschiffe geschlossen, deren Kanonen die heransegelnden englischen Fahrzeuge arg zurichteten. Sie wurden von zahllosen Kugeln durchbohrt und zum Theil entmastet. Parker, der von Ferne die Action beobachtete, gab das Signal zur Einstellung des Kampfes; allein Nelson nahm keine Rücksicht dar auf, er setzte das Fernrohr an sein erblindetes Auge und sagte, er könne keine Rückzugsflagge bemerken; dann ging er mit solcher Energie vor, daß die Block schiffslinie durchbrochen ward und die Stadt offen lag. Nun leitete die dänische Regierung Unterhandlungen ein, die zunächst zu einer Waffenruhe und dann zu». Ap-a. einer thatsächlichen Lösung des Bundes und zur Anerkennung des englischen Seerechts führten. Zu dieser raschen Wandlung trug am meisten bei die Nachricht von der R^-rung». Petersburger Katastrophe, die man bei dem Abschluß des Waffenstillstandes in Ed'aEr Kopenhagen bereits vernommen hatte. Wir haben den Lebensgang und die Eigenschaften des russischen Kaisers Paul Petrowitsch in früheren Blättern zur Genüge kennen gelernt und wissen auch, wie trefflich es dem Ersten Lonsul ge lungen war, den mächtigen Selbstherrscher ganz und gar in sein Interesse zu ziehen. Aus einem Freund und Bundesgenossen Oesterreichs und Englands war er ein persönlicher Feind dieser eigensüchtigen Regierungen, aus dem heftigsten Gegner der französischen Republik ein Bewunderer und Verbündeter ihres Ober hauptes geworden. In Berlin setzte der russische Gesandte, Baron Krüdcner, alle Hebel ein, um den König zu einem Bündniß mit Frankreich und zu einem kriegerischen Vorgehen gegen England anzuspornen. Und wie durch die aus wärtige Politik so ging auch durch Paul's innere Regierung eine despotische Launenhaftigkeit und Eigenwilligkeit, die jedes vernünftige und folgerichtige Handeln unmöglich machten. Alles Thun des absonderlichen Monarchen, der in krankhafter Ucberspannung und unter der Macht einer schrankenlosen Phan tasie von einem Aeußersten zum andern übersprang, bald Großmuth, roman tischen Sinn und ritterliches Wesen kund gab, bald in blinde Leidenschaft und Jähzorn, in unmenschliche Grausamkeit und tyrannische Wuih ausbrach, gab den unzweifelhaften Beweis, daß er in seinen Entschlüssen und Handlungen un berechenbar sei, daß sein Geist alles geordneten logischen Denkens ermangle und an unheilbarer Zerrüttung leide. Seine Willkürherrschaft wurde immer phan tastischer, seine Anwandlung von Jähzorn immer gefährlicher, sein Mißtrauen und sein Menschenhaß immer drohender, der Uebergang von der höchsten Gunst und Gnade zu Sturz und Verbannung immer überraschender und unmotivirter. 8'