108 Europa unter Bonapartischem Einfluß. Als das Ultimatum von dem Prinz-Regenten und seinen Ministern zurückge- wiesen ward, erfolgte die Kriegserklärung von Seiten der Bundesmächtc. Dar auf führte Godoy als „Generalissimus" ein spanisches Heer von 60,000 Mann, M.Mai isui, dem 15,000 Franzosen unter General Leclerc beigegeben waren, über die Grenze. Der Krieg dauerte noch nicht drei Wochen. Wie sollte das von England verlas sene, durch die langen Kriegsjahre geschwächte kleine Königreich einer Armee von solcher Stärke einen nachhaltigen Widerstand leisten! Nachdem fast ganz Alem- 2u»i. tcjo von den Feinden besetzt war. wurde der Friede von Badajoz geschlossen, in welchem Joäo sich verpflichtete, die englischen Schiffe von seinen Häfen fern zu halten und dem König von Spanien die Festung Olivenza sammt Bezirk ein- zuräuinen. Wie ein Triumphator kehrte Godoy aus dem „Pomcranzenkrieg" nach der Hauptstadt zurück, hochgefciert ob seiner Tapferkeit und Feldherrn kunst und von dem dankbaren Königspaar zum Oberbefehlshaber der gesamnrte» Land- und Seemacht ernannt. Napoleon gerieth über den eigenmächtigen Friedcns- schluß des haffärtigen Günstlings in Zorn und eilte nicht mit der Zurückberufung der Hülfsarmee. Seine geheime Absicht war dahin gegangen, das lusitanische Königreich in ähnlicher Weise als Compcnsationsgebict gegen England zu ver- werthen, wie Vcnetien gegenüber Oesterreich. Er forderte gebieterisch, daß der Friedensvcrirag zerrissen werde, sonst könnte leicht die letzte Stunde der spani schen Monarchie geschlagen haben. Als jedoch der Madrider Hof sich nicht einschüchtern ließ, lenkte Bonaparte ein. Er unterdrückte seinen Acrgcr und W. Srxt. bestätigte das Abkommen von Badajoz, doch nur unter der Bedingung, daß Portugal an Frankreich fünfundzwanzig Millionen Franken bezahlte, einen lä stigen Handelsvertrag einging und einiges Land in Guyana abtrat. Fortan blieb Spanien im Frieden wie im Krieg „der Knecht Frankreichs". Die Ueberlassung der von den Engländern besetzten spanischen Insel Trinidad an Großbritannien in dem bald nachher vereinbarten Londoner Fricdensvertrag, war noch eine Nachwirkung des Unwillens Bvnapartc's über die „Verrätherei" des Madrider Hofes. 4. Die französische Colonie in Aegypten. H--N? nach Es war begreiflich, daß das französische Heer in Aegypten die Kunde von B°n->»aa^s ber Abreise Bonaparte's, die einer Desertion oder heimlichen Flucht glich, mit Gem-al Unwillen und widerwärtigen Empfindungen anfnahm. Hatten sich die Soldaten einst in Träumen gewiegt von orientalischen Genüssen und Schätzen, von Lurus und Wohlleben, so wurden sie jetzt von Enttäuschung und Nnmuth, von Nie dergeschlagenheit und Verzweiflung ergriffen. Das ferne unbekannte Land,' wo sie von drei Feinden bedroht waren und durch Pestkrankheit und mangelhafte Verpflegung schwer zu leiden hatten, erschien den französischen Kriegern wie ein Ort der Verbannung und erfüllte ihr Herz mit Heimweh. Dazu kam noch