II. Das Consulat. 105 ihm als Preis dienen, um das spanische Königshaus an seinen Triumphwagen zu ketten, die pyrenäische Halbinsel gänzlich in seine Machtsphäre zu ziehen. Das Großherzogthum wurde zu einem Königreich Etrurien umgcschaffen Mg, und dem spanisch-bourbonischen Herzog von Parma übergeben, mit Ausnahme der Besitzungen auf der Insel Elba, welche Napoleon für Frankreich selbst ver langte. Der alte Herzog Ferdinand von Parma machte Schwierigkeiten; da er aber am 9. Oktober des nächsten Jahres starb, so trat sein Sohn Ludwig I. die 'E Herrschaft an, ein Fürst von beschränktem Geiste und ohne alle königlichen Eigen schaften. Das einst so blühende Land war in seinem Wohlstand tief gesunken und mit einer Staatsschuld von 164 Millionen Liren belastet als der neue König in Florenz sich huldigen ließ. Im zweiten Jahre nachher schied er aus der Welt, iM, und nun folgte ihm sein unmündiger Sohn Karl Ludwig unter der Vormund schaft seiner Mutter Marie Luise von Spanien, eine traurige unheilvolle Regie rung unter der Clientcl Napolcon's und dem Schutze französischer Besatzung. Der bisherige Großhcrzog Ferdinand erhielt das Crzstift Salzburg mit der Propstci Berchtesgaden, einen Theil des Hochstifts Passau und des Bisthums Eichstädt sowie die Kurwürdc, Entschädigungen, die mit den Gebietserweiterungen der deutschen Fürsten nicht verglichen werden konnten. Niemand empfand bei der Nachricht von der Schlacht von Marengo größeren 2, Rrapri, Schrecken als die Königin Karoline von Neapel, gleichfalls eine Habsburgerin und mit dem Kaiserhause auch sonst nahe verwandt. Hatte doch Niemand größe ren Eifer für die englisch-österreichifch-russische Coalition an den Tag gelegt als sie, Niemand die Siege Suwarow's und Nelson's feuriger begrüßt. Niemand den kurzen Triumph der Verbündeten mit so blutigen Gräuclsccnen geschändet als der sicilischc Königshof. Der unerwartete Ausgang der Schlacht bei Ma rengo, den die Königin auf einer Reise nach Oesterreich erfuhr, machte solchen Eindruck auf ihr Gemüth, daß sie in eine Krankheit verfiel. Wie leicht konnte Bonaparte auf den Gedanken kommen, die beiden spanisch-bourbonischen König reiche in den zwei Halbinseln wieder zu vereinigen und Neapel mit Sicitien seinem Verbündeten Karl IV., dem Erstgebornen der königlichen Brüder, zu verleihen? Hatten doch noch jüngst neapolitanische Truppen den Engländern bei dem Bela gerungskrieg von Malta Hülfe geleistet und die besetzten Orte Toskana's und des Kirchenstaats noch nicht geräumt. In Madrid warf man bereits sehnsüch tige Blicke nach dem Golf von Neapel und der sicilischcn Insel, wo die Ermor dung der Patrioten und die blutige Reaction eine tiefe Kluft zwischen dem Herr scherhaus und der liberal gesinnten Bevölkerung ausgerisscn hatte. Und in der That machte sich General Murat mit einer Abtheilung der italienischen Armee auf den Weg nach Neapel. Damals näherte sich der gewandte Neiterführcr, der am 20. Januar 1800 die schöne Schwester Bonaparte's Karoline als Gemahlin hcimgeführt, zum erstenmalc den Grenzen des Landes, das für ihn so zukunft- reich und so vcrhängnißvoll werden sollte. Allein auch diesmal erwies sich