98 Europa unter Bonapartischem Einfluß. dem Feinde entgegen, gerade als dieser gleichfalls Befehl zum Aufbruch nach "Ä! P>"cenza gegeben. So kam es denn zu der Entscheidungsschlacht von Mareugo. Zweimal behaupteten die Oesterreicher unter Melas das Schlachtfeld und dräng ten die Feinde in tapfer» blutigen Kämpfen nach zwei Seiten zurück; der Fcldmarschall war um drei Uhr des Nachmittags seines Sieges so gewiß, daß er sich nach Alessandria zurückzog und Boten mit der frohen Nachricht nach Wien abfertigtc. Als aber der alte kränkliche Feldherr zu seiner Stärkung einer kurzen Ruhe pflegte, erneuerte der Erste Lonsul auf Zureden des Generals Dcsaix, der einige Tage zuvor aus Aegypten in Italien angekommcn, und als er den Donner des Geschützes vernahm auf Napoleons Ruf von seinem Marsche gen Novi nach dem Schlachtfeld? bei San Giuliano umgekehrt war, das Treffen zum drittcumale und errang hauptsächlich durch das rechtzeitige Eingreifen des jungen Dragonergencrals Kellermanu einen glorreichen Sieg. Aus eigenem An trieb machte Kellermann einen Reiterangriff in die Flanke des Feindes und nahm den General Zach, dem Melas bei seinem Abgang den Oberbefehl übergeben hatte, gefangen. Ein panischer Schrecken erfaßte die Ocstcrreicher und brachte sie zur wilden Flucht. Ihre Cavallcrie ritt das eigene Fußvolk nieder, um ihm bei den Brückenübergängeu zuvorzukomiuen. Dort häufte sich Alles in furchtbarer Unordnung, Tausende wurden «n den Fluß gedrängt und der Tod wüthete unter Offizieren und Gemeinen. Auch auf gegnerischer Seite forderte der Kampf seine Opfer. Dcsaix, einer der edelsten und größten Männer der Revolutionszeit, fand bei Marengo den Heldentod. Er wurde von einer tödtlichcn Kanonenkugel ins Herz getroffen und starb, wie das Schlachtbullctm meldete, mit dem Be dauern, „nicht genug für die Nachwelt getha» zu haben". „Die Schlacht ist ver loren", hatte er bei seiner Ankunft auf der Wahlstatt dem Ersten Consul gesagt, „aber es ist noch Zeit eine andere zu gewinnen". Dem General Dcsaix und dem Rciterführcr Kellermann, dem Sohne des Herzogs von Valmy (XIII, 852) ge bührte die Ehre des Tages. Napoleon verdankte seinen Sieg mehr den Zufällig keiten und der Ucberraschung als seinem strategischen Talent. Nur mühsam stellte er allmählich einen Schlachtbericht zusammen, der einen planmäßigen Gang und eine vernünftige Ordnung erkennen lassen sollte. Und doch hat die Schlacht bei Marengo mehr als jede andere seinen Ruhm und seine Macht gehoben. Keller mann wurde für seine Verdienste nicht gebührend belohnt. Er rühmte sich, durch seinen erfolgreichen Angriff „die Krone auf Bonaparte's Haupt gesetzt zu haben". Ein solches Selbstvertrauen verletzte den Stolz des Autokraten. Niederlage der Oesterreicher war vollständig. Fast die ganze Artillerie befand sich in den Händen der Franzosen. Melas hatte alles Vertrauen ver- „ach Paüs. loren. Um den Rest seines Heeres zu retten, schloß er eilends den Waffen stillstand von Alessandria, worin er ganz Norditalien bis zum Mincio » und unteren Po zum zweiten Male preis gab. Napoleon sandte den unterzeich-