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II. Das Consulat. 97 daß alles was die beiden Generale Moreau und Massena zu seine»! Erfolge gethan, nur als sein eigenes Werk erschien. Als das zu einem Lazarcth und Sicchenhaus gewordene Genua die Thore öffnete und die von 15,000 Mann ans 8000 zusaimncngeschniolzeue Mannschaft, so weit sie noch in, Stande war die Waffen zu tragen, entweder zu Lande oder wie Massena selbst zur See frei gleich einer Schaar verhungerter Schatten abzog, waren die Franzosen bereits bis an das Ufer der Adda vorgerückt, hatten Mailand und Pavia wieder in Besitz genommen, sich der Polinie bemächtigt und trafen Anstalten, die cisalpi- nische Republik.wieder hcrzustellen, die Lombardei „vom Stocke der Oestcrreicher" zu befreien. Aber durfte denn Bonaparte das über den Gotthardt heranrückcnde Armeecorps Moncey's im Stich lassen und der feindlichen Ucberniacht preis geben ? Mußte cs nicht seine wichtigste Aufgabe sein, alle Strcitkräfte für einen Hauptschlag zusammenzufassen? Der Fall von Genua war ein schwerer Schlag; aber die höhere Kriegspolitik machte die Aufopferung Massena's und seiner hel- deumüthigen Truppen zur Nothwendigkeit. Wie rasch zerrannen nunmehr die Erfolge der russisch-österreichischen Siege vomU^Mung vorhergehenden Jahr! Zn Mailand und in allen Städten der Lombardei traten die «chm Dinge Republikaner ans der Verborgenheit hervor, in der sie seit einem Jahr den Augen der Verfolgung ihrer Gegner sich zu entziehen gesucht, und bemächtigten sich im Verein mit den hcimkchrcndcn Exulanten unter französischem Schutze von Neuem des Regi ments. Bonaparte stellte die Verwaltung der cisalpinischen Republik wieder her, rief die Einwohner zu den Waffen und gab ihnen die Versicherung, „daß sie eine unabhän gige Nation bilden würden". Zugleich suchte er durch freundliche Kundgebungen gegen s. Juni i8vv. die katholische Kirche die Geistlichkeit auf seine Seite zu ziehen. Er werde Friede machen mit der Kirche und ihrem Oberhaupte. Die Pariser erfuhren aus seinen Bulletins, mit welchen Huldigungen und Freudenfesten die Mailänder die Rückkehr der französi schen Herrschaft feierten. Nach der Uebergabe von Genua setzte sich General Ott in Bewegung, um die Belagcrungsarmee nach Piacenza zu führen, das Mclas, der seine Haupt macht in und um Alessandria gesammelt hatte, für seine weiteren Operationen sicher stellen wollte. Aber General Lannes verlegte ihm mit einer Abtheilung des bei Stradella ausgestellten französischen Heeres den Weg und brachte ihm, obwohl um die Hälfte schwächer, durch geschickte Führung bei Montebel lo eine schwere Niederlage bei, so daß die Ocsterreicher einen Verlust von 7000 Mann an». Juni m<x>. Tobten und Gefangenen erlitten. Zu gleicher Zeit besetzte Suchet, nachdem er die Trümmer der Genuesischen Bcsatzungstruppen an sich gezogen, Acqui am Flüßchen Bormida und bedrohte Melas im Rücken. Bonaparte erwartete nun, daß der österreichische Oberfeldherr von Alessandria aufbrechen werde, um den Franzosen zu „entrinnen"; als dieser jedoch keine Miene machte eine Stellung 'aufzugeben, die ihm den Schutz der Festung und eine breite Ebene für seine Cavallerie bot, setzte sich Napoleon, nachdem er drei Tage lang ungeduldig auf eine Wendung geharrt, von Stradella aus in Bewegung und rückte über Tortona Weber, Weltgeschichte. XIV. 7