998 II. Vom Wiener Kongreß bis zur Julirevolution. beiden zu Grunde geht". Nach dem verlorenen Vaterlande verliert er noch eine unerlangbare Geliebte und giebt sich dann selbst den Tod. Beide Leidenschaften. Vaterlandsliebe und Wciberliebe, waren mit ergreifender Innigkeit und der Kraft einfacher Natürlichkeit geschildert; das Buch war mit des Dichters Blut geschrieben und machte eine tiefergreifende Wirkung. Darum blieb auch Fos- colo trotz seiner vielfachen Verirrungen ein Liebling der italienischen Jugend. Nicht minder einflußreich auf die Gesinnung der Italiener als dieser Briefroman war Foscolo's didaktisches Gedicht: „Die Gräber", dessen dunkle Klagetöne strafende Wahrheiten und hoffnungslosen Schmerz aushauchen. Als religiöser Freigeist und Mann des politischen Fortschritts von der mailändischen Regie rung mit Argwohn betrachtet und mit gerichtlichen Verfolgungen bedroht, floh Foscolo nach London, wo er am 11. September 1827 starb. Regellos in seinem Leben und die Sitten der Gesellschaft verachtend, schwankte Foscolo in seinen Ansichten unbeständig hin und her. Dennoch war er der bedeutendste und einflußreichste Dichter von politischer und nationaler Richtung, die mit dem armen Giuseppe Parini aus dem Mailändischen, dem Manne, „der in Italien ohne Tadel und Neid steht", begann und in Leopardi, Niccolini, Berchet und Silvio Pellico würdige Vertreter fand. Diese vaterlän dische Dichtung lehnte sich mit steigender Schwärmerei an Dante an, der mit seiner patriotischen Gesinnung und geistigen Kraft unter Leiden und Verbannung den nachgebornen Geschlechtern ein Leitstern war. In dieser Bewunderung trafen sie mit der neuerwachtcn Romantik zusammen, die daher bald einen gro ßen Einfluß auf die italienische Literatur gewann. hier aber einen nationalen Charakter annahm. Parini Parini geißelte zuerst in seinem satirischen Lehrgedichte „der Tag", sowie -"in Oden und Sonetten in glatten klassisch-correkten Versen die Sitten und die Lebensweise der Vornchmeii. der sogenannten „guten Gesellschaft", in deren Er schlaffung, Genußsucht und Gleichgültigkeit für alles Hohe und Ideale er die Quelle des sittlichen Verfalls und aller Schäden des öffentlichen Lebens in Ita lien erblickte, und hielt den entarteten Enkeln die Vorbilder der Ahnen vor Augen. Die Liebe zur Tugend, bemerkt Ugoni, war in seinem Herzen mit der Liebe zur Freiheit innig gepaart, die er jedoch strenge von der Ungebundenheit unterschied. Geivisse Tugenden waren ihm immer verdächtig, wenn sie von der Liebe zur l bürgerlichen Freiheit getrennt sich zeigten; denn indem er sic mit dem verglich, was er im Innern fühlte, sah er, wie ungerecht und heuchlerisch sie waren. Wie er die Kraft seines Geistes dahin richtete, durch seine Schriften gegen die offen bare -Gleichgültigkeit seiner Zeit für jeden edleren Aufschwung, und gegen das ängstliche Jagen nach Sinnengenuß und den lachenden Frivolitäten des Lebens anzukümpfen, so erfüllte er auch durch die That seinen hohen Berns, und Alles der Begeisterung für das Schöne. Gute und Wahre opfernd, beugte er sich nie mals. „war auch die Falschheit auf dem Thron oder die Niedertracht mächtig".