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II. Literatur u. Geistesleben im neunzehnten Jahrhundert. 987 Cd. Lytton Bulmer hat sich in der lyrischen und dramatischen Poesie versucht, aber nirgends solchen Ruhm erlangt wie in seinen Romanen, unter denen »DoUmiu«; »Lu^eir J.raui«; »Uiuist Llaltravers «; iiuci mornivA«. so wie sein berühmtes Gemälde des Alterthums »tUo last äa^s oIDoiupogi« und die historischen Romane »Oola ItieiiLi«; »tllo last ock tlrs darous« und »Harolä« hervorzuheben sind. Schöne harmonische Sprache, scharfer Verstand, feine Beobachtungsgabe und Menschenkenntniß. kunstmäßige Beherrschung und Anordnung des Stoffes geben sich allenthalben kund; da gegen steht er an Macht und Fülle der Erfindung, an Mannichfaltigkeit der Charakterzcichnung und an Entfaltung kräftiger Leidenschaften manchen Andern nach. „Er ist mehr ein reflectirendcr als schöpferischer Geist, mehr Künstler als Dichter und bleibt und läßt stets besonnen". Durch sein interessantes Buch „England und die Engländer" hat Bullver eine neue Gattung ethnographischer Literatur hcrvorgerufen. In seinen letzten Leistungen, »tllo Oaxtous«; »iu^ uovol«; »JVImt will l»s (Io witli it« greift er wieder die englische Sittenschil derung auf, erhebt sich aber zu einer reineren Sphäre ethischer Auffassung, als diejenige war, in welcher er sich früher bewegte. Uebcrhaupt ist Bulwer nur auf dem Boden der Heimath recht zu Hause; wo er sich in fremde Regionen ver- steigt, wie in den „Pilgern des Rheins", in „Zanoni", „Lucretia", hat er wenig Glück. Nur in der hinterlaffeneu Erzählung „die Pariser", worin die Stim mungen während des Krieges von 1870 geschildert werden, bewährt sich noch stellenweise das alte Talent, „so daß man sagen kann, ein schöner Sonnenunter gang habe den Lebenstag Bulwer's beschlossen". Auch seine Gattin, von der er übrigens getrennt lebte, und sein Sohn haben sich in der literarischen Welt be kannt gemacht, letzterer unter den, Schriftstellernamcn Owen Mcrcdith. Charles Dickens, genannt Boz, begründete schon durch seine ersten hu moristischen Werke »Slretolios oIDouckou«, wozu ihm das reiche Volksleben der englischen Weltstadt den Stoff bot, und die »Dioliwiolc papsrs« seinen Ruf als witziger und zugleich gemüthvollcr Volksschriftsteller. Schärfe der Anschau- ungskrnft, heitere Laune, treffende Satire und hinreißende Komik, verbunden mit ergreifendem Pathos, sind die Vorzüge des mit harmloser Bewußtlosigkeit geschilderten Abenteurerdaseins des Herrn Pickwick und seiner drei Freunde, worin das Leben und Treiben des englischen Volks, besonders der untern und mittler» Klassen, ergötzlich dargeslellt ist. Seine nachfolgenden Werke: „Oliver Twist"; „Nicolas Nickleby", worin die socialen Gegensätze den Untergrund bilden, aber nicht mit der Färbung des Klasscnhasscs, sondern mit der Möglichkeit einer Ver söhnung und eines Ausgleiches; ferner „David Copperfield"; „Master Hum- phreys Wanduhr"; «Doiude^ and sou«; »lüttle Dorret«; «Tato ok two vitios«; »Our mutual kriouä« u. a. sind vielleicht in künstlerischer Hinsicht ausgebildeter, konnten aber zu dem durch die unübertreffliche Kraft und Naivetät der Pickwickpapers schon fest begründeten Ruf des Verfassers kaum noch etwas Dulwer 1803—1873. Dickens 1812—187».