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Hl. Regentschaft der Königin Anna u. Ludwigs XIV. Anfänge. 83 Akten und Rcchtsnrkunden statt mit Waffe» fochten, war seiner Natur zuwider, im Schlachtgewühl, wo das starre Conimandowort entschied, war seine Stelle. Der Herzog von Orleans hatte nie eine» eigenen Willen gezeigt, einen Entschluß fcstgchalten; Beaufort, „der König der Hallen" besaß nur Einfluß bei der großen Masse, die durch das Schlagwort „Mazariner" sich in Wuth und Bewegung bringe» ließen. So kam cs denn, daß in dem höheren und mittleren Bürgcr- stand allmählich die royalistischr Gesinnung die Oberhand gewann. Es bildete sich eine Partei, die heimlich mit dem Hof in St. Gcrmain in Verbindung trat und einen Kricgsplan verabredete. Maznrin willigte ein, sich aus der Nähe des Hofes zu entfernen; er begab sich nach Rheims, dann nach Sedan. Seine Ver bindung mit St. Gcrmain wurde dadurch so wenig unterbrochen wie zur Zeit seines Aufenthaltes in Brühl; aber die Royalisten in Paris konnten nun rühmen, daß der Hof aus Friedensliebe dem Volke das große Zugeständniß gemacht habe; jetzt verlor der Name die Bedeutung eines Schlachtrufes. Und als auf den Rath des Ministers der König allen denen, die zum Gehorsam zurückkehren würden, eine Amnestie verhieß, so wuchs die Zahl der Vcrsöhnungsmänner mehr und mehr; sic machten sich einander kenntlich durch ein Abzeichen; bei Wahlen in den Stadtrath hielten sie zusammen, sie verweigerten die Stenern und suchten auch Andere von der Zahlung abzuhalten. Die fortdauernde Verbindung des Prinzen mit Spanien, dem Lnndesfeind, entfremdete ihm mehr und mehr alle patrio tischen Bürger. Die Folgen machten sich bald bemerkbar: Als der Hof das Parlament »ach Pontoise verlegte, folgte die Mehrzahl der Räthc der Ladung; und wäh- ^ rend die spanische Hülfsarmee, mit deren Beistand der Prinz das königliche Be- ^2. lagerungshcer zurückzudrängen hoffte, dnrch äußere Schwierigkeiten vom Bor- Nicken abgehalten ward, sandte die Pariser Bürgerschaft, die unter den Kriegs beschwerden unsäglich zu leiden hatte, eine Deputation nach St. Germnin, um den König zu ersuchen, seine Residenz wieder nach der alten Hauptstadt zu ver legen. Da hielt sich Conde nicht mehr sicher in Paris. Mit einer Drohung, daß die Stadt den gewünschten Frieden noch nicht so bald erhalten werde, zog er ab, um an der Spitze seiner Truppen, denen sich auch der wetterwendische". O«. Herzog von Lothringen wieder anschloß, das spanische Heer an der niederlän dischen Grenze zu erreichen. Bald darauf traf der Hof seine Anstalten zur Rück kehr. Mit Jubel empfing die Pariser Bürgerschaft den jugendlichen König, der a» der Spitze seiner Garde nach dem Louvre ritt. Der Herzog von Orleans 21. Oke. übersandte ihm die Schlüssel des Luxembourg, wo die bisherige Regierung ihren Sitz gehabt hatte, und folgte ohne Weigerung dem Befehle, die Hauptstadt zu meiden und in Blois seinen Wohnsitz aufzuschlagen. Beaufort und andere Häupter der Fronde unterwarfen sich zu rechter Zeit und erlangten Verzeihung; nur der Coadjutor, der kurz zuvor den Cardinalshnt empfangen und unter dem Schutze seiner geistlichen Würde leine Demagogenkünste noch fortsctzte, schien ein 6*