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V. Preußen und das deutsche Reich. 94/ zum Reich. Ludwigs VIII. Truppe» lheilten die Niederlage bei Roßbach und sei» ^^.rmst..d> Land hatte während des Krieges inanchcrlci Drangsale zu erleiden. Sein Sohn und " >768. Nachfolger Ludwig IX., ein wunderlicher Fürst, der nur für Militärwcscn Sinn hatte ^ und mit seinen hochgewachscnen Grenadieren meistens in dem entlegenen Städtchen Pirmasens sich aufhielt, das ihm mit der Grafschaft Hanau-Lichtcnberg zuge fallen war, suchte der großen Finanznvth zu steuern, die durch die Kriege und die Ver schwendung und Jagdliche seines Vaters über das Land gekommen war. Er stellte den Freiherr» Karl von Moser an die Spitze der Verwaltung und ertheilte ihm hohe Voll machten. Aber der Minister stieß bei seinen durchgreifenden Reformen auf solchen Widerstand, daß nur wenige seiner Entwürfe zur Ausführung kamen und er sogar wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt von seinen Gegnern in Anklagestand gesetzt ward. Der geistreichen Gemahlin des Landgrafen, Karvline, und seines Sohnes und Nachfolgers Ludwig X., des ersten Großherzogs werden wir an einem andern Orte gedenken. Die Nebenlinie von Hessen-Homburg hat eine Reihe Fürsten aufzuweiscn, welcheSnedri» v. in allen Kriegen des achtzehnten und des neunzehnten Jahrhunderts theils in österrcich- Homburg ischcn theils in preußischen Diensten hervorragende Stellungen Annahmen und sich eben scsi >7»! u«» so sehr durch militärisches Talent wie durch vaterländische Gesinnung auszeichneten. Zehn""' v, Würtemberg und Baiern. Das Herzogthum Würtemberg hatte aus den vielen Stürmen und Schiffbrüchcn, die im sechzehnten und sicbcnzchnten Jahrhundert sein Staats- und Kirchenwesen er- I-mb-rg!'" schlittert, manches edle Gut in die Neuzeit gerettet. Seit dem Tübinger Vertrag (X, 133) besaßen die Landstände und ihre Vertreter, die ständigen Landesausschüsse das Recht, gemeinschaftlich mit der Regierung die Gesetze zu bcrathcn, die Steuern zu bewilligen und für „des Landes Bedürfnisse" zu sorgen. Durch das gemäßigte und ver ständige Walten des Herzogs Christoph, der uns als Freund Maximilians II. und als aufrichtiger Anhänger der reformatorischcn Lehren eines Johannes Brenz und Jacob Andrcä hinlänglich bekannt ist, waren die evangelischen Kirchenorgane und Schulanstalten in der schweren Zeit der Gegenreformation ausgebaut und gegen Arglist und Verge waltigung geschützt, ein neues allgemeines Landrccht hauptsächlich auf romanischer Grundlage geschaffen und für die politische und religiöse Freiheit wie für die geistige und sittliche Wohlfahrt des Volkes manche zweckmäßige Einrichtung getroffen worden. Das mit der Universität Tübingen verbundene theologische Stift hat als fruchtbare Pflanzschule hervorragender Geister durch alle Zeiten fortgcdauert. Diesem ausgezeichneten Fürsten, der mit gleicher Umsicht und Thätigkeit für das eigene Volk, wie für die Wohlfahrt des Reiches sorgte, von dessen Baulust noch viele Schlösser und Paläste in allen Theilen des Herzogthums Kunde geben, war cs zu danken, daß Würtemberg in dm drangsalvollen Zeiten, die bald nach seinem Tode über das Land hcrcinbrachcn, nicht abermals von Oesterreich verschlungen ward. Der einzige Sohn, der den Herzog Christoph überlebte und nach einer längeren vormundschaftlichen Regierung dem Vater nachsolgte, Herzog Ludwig, war durch schlechte Erziehung frühe auf Abwege geführt worden. Der große Eifer, mit dem er die Bibel und die theologischen Schriften studirte, so daß man ihm den Beinamen des „frommen" gab, hielt ihn nicht von der leiden schaftlichen Trunksucht zurück, durch die er seine geistigen und physischen Kräfte vor der Zeit verzehrte. Wohl ahmte auch er in manchen Stücken des Vaters Beispiel nach, wie in der Gründung eines, besonders für die Söhne des Adels bestimmten Fürstencollegium in Tübingen und deS großen „Lusthauses" in Stuttgart, aber es fehlte ihm an Charakter festigkeit, Kraft und Einsicht. Wie sehr er von den, Einfluß seiner Günstlinge und 60*