920 0. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. Borrücken in Serbien, sein Zögling der nnerfahrene Prinz von Hildburghausen in Bosnien und der General Wallis in der Wallachei zu Schulden kommen ließen, bestand auch keine Einheit weder in der Hecrverwaltung noch im Wiener Eabinct. Man konnte schon damals zwei Strömungen beobachten, von denen die eine vom Kaiser ansging, die andere von seiner Tochter Maria Theresia, und die nicht selten verschiedenen Impulsen folgten und verschiedene Richtungen cinhiclten; während auf der andern Seite die Pforte sich des Rathes und der Unterstützung vieler französischen Offiziere erfreute, die in Verbindung mit Bonncval das Os- manenreich civilisatorischen Reformen entgegenzuführen trachteten und deren Ein fluß auf die strategischen Operationen bei der Armee nicht zu verkennen war. Sun 1737. Die österreichischen Heere, die sich zu tief in feindliches Land vorgewagt hatten, sahen sich bald zu einem verlustvollen Rückzug genöthigt; die Belagerung von Widdin mußte aufgegcben, die gewonnene Festung Nissa wieder geräumt werden; der Angriffskrieg verwandelte sich in einen Vertheidigungskricg. In Wien gerieth man in Schrecken: während man Anfangs von einer Erweiterung der Reichs grenzen geträumt und aus dem fruchtbaren Haupte Alberonis bereits ein phan tastischer Theilungsentwurf über die europäischen Ländermasscn der Türkei her vorgegangen war; sah man nun im Geiste die Streiter des Halbmondes wieder die Donau überschreiten und ihren Lauf nach der Hauptstadt cinschlagen. Man warf die Schuld auf die Anführer: General Dozat, welcher Nissa übergeben hatte, wurde durch kricgsrichterlichen Spruch zum Tode mit Güterverlust verur- «ebr. 1738. thcilt und hingerichtet; der Feldmarschall von Seckendorf, Oheim des öster reichischen Botschafters in Berlin, der schon als Ausländer und Lutheraner die ganze jesuitische und ultramontane Camarilla am Kaiserhof gegen sich holte, wurde gleichfalls in Untersuchung gezogen und bis zum Tode Karls VI. zu Graz in Haft gehalten. Wie stiegen jetzt die Ansprüche der Pforte! Der Fricdenscon- greß, der vor dem Ausbruch des Krieges zu Nimirow ans polnischem Gebiete zusammengctretcn war, wurde aufgelöst und dem Marquis von Villencuve, welchen Cardinal Flcury als bevollmächtigten Friedensvcrmittlcr nach Konstan tinopel gesandt, der Bescheid ertheilt, daß die Pforte in keinen Fricdcnsschluß willigen werde, wenn ihr nicht Temcswar und Belgrad zurückgegeben, Assow von den Russen geräumt und dem jungen Joseph Rakoczy, der nach dem Tode seines Vaters von Wien entflohen war und sich unter de» Schutz des Sultans gestellt hatte, das Fürstenthum Siebenbürgen und die Besitzungen seiner Ahnen in Ungarn zurückcrstattet würden. Ahri^38>3g° ^i solchen Ansprüchen konnte von einer Pacisication vorerst keine Rede sein, daher denn während des Jahres 1738 der Krieg an der Donau und in dem politischen Küstenlande fortdauerte; auch Siebenbürgen, wo Rakoczy mit einigen zusammengelaufenen Hcerhaufcu den kleinen Gebirgskrieg eröffnet», mußte durch österreichische Truppen unter Lobkowitz geschützt werden. Die ersten Nach richten vom Kriegsschauplatz lauteten günstiger: wie triumphirte man in Wien,